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Erstaunliches zur Nährstoffkonzentration auf dem Weideland

Wieviel Tiere verträgt die mongolische Steppe? Diese Frage wird immer wieder engagiert diskutiert und angesichts der annähernden Verdopplung der Anzahl der Weidetiere seit 1990 bis heute (2010) auf nunmehr um die 40 Millionen Stück Vieh ist die Brisanz der Frage verständlich.

Ein Teil des Problems ist offensichtlich die Vermehrung der Ziegen, die als Lieferanten von Rohkaschmirwolle den größten Teil des Zuwachses des Viehbestands ausmachen. Von Ziegen ist bekannt, dass sie dazu neigen, das Futter mitsamt der Wurzel auszureißen, und somit eine verwüstete Landschaft hinterlassen. In Europa kann dies im kroatischen Karst beobachtet werden, wo Waldabholzung wegen des Schiffbaus und extensive Ziegenhaltung nahezu die gesamte Vegetationsdecke vernichtet haben.

Heute kann in manchen Gegenden der Mongolei ein ähnlicher Prozess beobachtet werden. Eine umweltschonende Ziegenhaltung würde erheblichen Aufwand beim  Weidegang voraussetzen: So ist den erfahrenen Viehzüchtern bekannt, dass die Ziegen beim Weidegang ständig in Bewegung gehalten werden müssen; dann knabbern sie die PFlanzen im Regelfall über der Oberfläche ab. Lediglich im Stehen ziehen sie die Pflanzen mitsamt der Wurzel heraus. Außerdem bleibt beim Weiden in Bewegung ein größerer Prozentsatz der Pflanzen stehen und die Winderosion hat weniger Angriffsfläche.

Für die Verschlechterung des Bodens ist aber auch noch ein ganz anderer Faktor von Bedeutung: Die Verfrachtung der Nährstoffe an die Übernachtungsplätze. Im Gegensatz zu den Wildtieren (in der Mongolei früher vor allem die Millionen Antilopen) werden die Weidetiere in der Regel Nachts an feste Plätze gertieben, um sie vor Wölfen zu schützen. Dadurch konzentriert sich der nährstoffreiche Kot der Tiere an diesen Plätzen und wird dem Weideland entzogen. Für die Mongolei hat dies u.a. Dr. Karsten Wesche beschreiben, dessen Doktorarbeit auf dieser Seite ebenfalls verlinkt ist..  Weiterlesen…

In Europa, speziell der Slowakei, existierte bis in die jüngste Zeit wegen dieser Erkenntnis der Nährstoffverfrachtung durch die Ausscheidungen der Schafe und Ziegen der Brauch, dass die gemeinschafltich geweideten Herden jeweils zur Nachtzeit auf brachliegende Felder getrieben werden. Dieses Verfahren erfolgte in sorgfältiger Berechnung des Anteils, den der jeweilige Eigentümer an der Herde hatte: Je größer der Anteil, umso mehr solche Nächte auf seinen Feldern zur natürlichen Düngung.

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