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Chinesische Gedichte

Die chinesische Literatur und Poesie hat über Tausende von Jahren einiges hervorgebracht, was diesen Konflikt mit den Hirtenvölkern im Norden thematisiert. Wie wollen hier einiges vorstellen. Dabei steht am Anfang die Klage einer Prinzessin, die zur Vermeidung eines Krieges mit einem Fürsten im Norden, vermutlich einem Fürsten der Xiong-Nu verheiratet werden solte. Derartige Verbindungen zur Zähmung der wilden Nachbarn im Norden waren über Jahrhunderte ein probates Mittel kaiserlich-chinesischer Politik,

Klabund: Klage einer chinesischen Prinzessin

Der wilde Gänserich der Mongolei
Läßt wild ertönen seinen Hochzeitsschrei.

Des Südens Rebhuhn, da er sich erkor,
Schreckt scheu und schüchtern aus dem Rohr empor.

Im Norden fällt der Schnee, der Gletscherwind
Betäubt des Südens heißes Sonnenkind.

Not droht und Tod. Das Feuer bald verschwelt,
Wenn Süden sich dem Norden anvermählt.

Ach, stürbe ich, ehe mich, von Frost bereift,
Der Schneegemahl zum eisigen Brautbett schleift.

Quelle: https://gedichte.xbib.de
Siehe auch: Klabund

Die Soldaten an der Nordwestgrenze murren

Dieses Gedicht wurde von Fritz Mühlenweg in seiner Sammlung „Tausendjähriger Bambus“ ins Deutsche übertragen. Die Gedichte entstammen dem Shijing, der vor 2.500 Jahren von Kunfuzius zusammengestellten ältesten Sammmlung chinesischer Lieder.

Die Pferde lahmen längst, doch wir marschieren.
Das Gras ist gelb, Der erste Rauhreif fiel.
Dort, wo die Straßen sich im Sand verlieren,
geht unser Zug, und keiner kennt das Ziel.

Im leeren Astwek flimmern kalte Sterne.
Der jüngst fragt: Wo mag die Heimat sein?
Dann folgt er stumm der schwankenden Laterne.
Der Hauptmann sagt:, wir sollen fühllos sein

Wie Tiger, die auf leichte Beute warten,
den Wunsch nach einem fremden Tob im Blick.
Daheim schreibt man jetzt rote Neujahrskarten
für Reichtum, langes Leben und für Glück.

Die langgeschwänzten roten Füchse laufen
durchs lange Gras und betten sich zur Ruh
in schlechten ungedeckten Karren saufen
wir schlechten Schnaps. Die Augen fallen zu.

Die Nordwestgrenze, das ist die Grenze zum heutigen Xinjiang. Doch diese Soldaten ziehen nicht in den Krieg gegen die Dsungaren im 18. Jahrhundert. Ihre Krieg war über 2000 Jahre früher.

Klage der Garde

Auch dieses Lied kündet von dem Krieg 788 v.u.Z. gegen die nördlichen Grenzstämme:

General!
Wir sind des Kaiser Leiter und Sprossen!
Wir sind wie Wasser im Fluss verflossen …
Nutzlos hast du unser rotes Blut vergossen.
General!

General!
Wir sind des Kaisers Adler und Eulen!
Unsre Kinder hungern … Unsre Weiber heulen …
Unsre Knochen in fremder Erde fäulen…
General!

General!
Deine Augen sprühen Furcht und Hohn!
Unsre Mütter im Fron haben kargen Lohn …
General!
Welche Mutter hat noch einen Sohn?

Quelle: www.lieder.net

Vom Kriege gegen die Hiàn-jǜn

Lied der Krieger beim Feldzug gegen die Hiàn-jǜn.

Pflückt Farrenkeim! Plückt Farrenkeim!*
(* Farre = alte Bezeichnung für Farnkraut!)
Die Gabelfarne sind im Sprossen.
O ging’ es heim! O ging’ es heim!
Doch wohl ein Jahr ist dann verflossen.
Uns blieb nicht Haus, nicht Hausgenossen,
Dieweil die Hiàn-jǜn sich ergossen.
Und Ruh’ und Rast sind ausgeschlossen,
Dieweil die Hiàn-jǜn sich ergossen.

Pflückt Farrenkeim! Plückt Farrenkeim!
Nun sind die Gabelfarne zart.
O ging es heim! O ging es heim!
Den Herzen bringt nur Leid die Fahrt.
Leidvolle Herzen brennen hier,
Bald hungern wir, bald dürsten wir,
Und eh’ nicht unsre Grenzdienst’ enden,
Ist nicht um Nachricht heim zusenden.

Pflückt Farrenkeim! Plückt Farrenkeim!
Nun sind die Gabelfarne hart.
O ging’ es heim! O ging’ es heim!
Der zehnte Jahr’smond steht in Wart.
Doch Königsdienst will keine Trägen;
Wir dürfen nicht der Ruhe pflegen.
Die Herzen sind voll Leid und Schmerz:
Denn weiter geht’s, nicht heimatwärts.

Was aber prangt so herrlich da?
Waldkirschen, welche Blüten tragen?
Was fähret auf der Straße da?
Das ist des Heeresfürsten Wagen!
Sein Kriegeswagen ist bespannt,
Vor dem vier HengsteJahrh stolz sich wiegen.
Wer wagt zu rasten und zu ruh’n?
Ein Monat läßt uns dreimal siegen!

Vier Hengste sind davor gespannt,
Vier Hengste, kühn und kampferhitzt,
Auf die der Heeresfürst sich stützt,
Die der gemeine Mann beschützt, –
Vier Hengst, Flügel gleichgebracht, –
Fischköcher, elfne Bogenpracht, –
Wie hielten wir nicht täglich Wacht?
Gar heftig drängt der Hiàn-jǜn Macht.

Vordem, da wir hinausmarschiert,
Da neigten sich die schwanken Weiden;
Nun, wenn wir wieder heimwärts zieh’n,
Wird Schneefall stöbern auf den Heiden.
Der Marsch ist weit und nicht zu neiden,
Nicht Durst, nicht Hunger sind zu meiden;
Uns wird die Qual das Herz zerschneiden,
Und keiner weiß von unsern Leiden.

Rückmarsch der Truppen nach Besiegung der Hian-jün.

Wir zogen aus mit unsern Wagen
Dort auf der Herden Weideplan.
Her von des Himmelssohnes Stelle
War uns zum Marsch Befehl getan.
Man rief herbei die Wagenlenker,
Hieß sie die Wagen spannen an.
Des Königs Dienst war höchlich dringend;
Wohl spornet er zum Eifer an.

Wir zogen aus mit unsern Wagen
Soweit die Stadtmark sich erstreckt.
Das Schlangenbanner ward erhoben,
Der Jakstierschweif ward aufgesteckt.
Und Vogelbanner, Schlangenbanner,
Wie flatterten sie nicht einher!
Doch Kummer war in bangen Herzen,
Die Wagenlenker sorgenschwer.

Der König gab Nân-tschúng. Befehl,
Zur Wehr des Landes fortzujagen,
Und zahllos sah man zieh’n die Wagen
Und Drach‘- und Schlangenbanner ragen.
Der Himmelssohn gab uns Befehl,
Zur Wehr des Nordlands fortzujagen;
Und glorreich, glorreich war Nan-tschúng:
Die Hiàn-jün sind hinaus geschlagen.

Vordem, da wir hinweg marschierten,
Die Hirse blühend erst sich bot;
Nun, da wir heimwärts wieder ziehen,
Nun fällt der Schnee, wir geh’n im Kot.
Des Königs Dienst war höchst dringend,
Gönt‘ uns die Rast nicht, die uns not,
Ob wir nicht dachten heimzukehren? –
Wir scheuten jener Schrift Gebot.

Laut zirpt im Gras die Grille jung,
Es hüpft die Heuschreck‘ hin im Sprung;
Noch seh‘ ich nicht den hohen Mann;
Mein armes Herz hat Grams genug,
Könnt‘ ich erst seh’n den hohen Mann,
Dann hätt‘ mein Herz Beruhigung.  –
O glorreich, glorreich ist Nân-tschúng. ,
Im Westen züchtigt er die Sjung.

Nun ist der Frühling vorgerückt,
Mit Laub ist Kraut und Baum geschmückt,
Der gelben Vögelein Sang entzückt,
Wermuth wird scharenweis‘ gepflückt.
Mit Sträflingen, Gefangen(nen)haufen
Wird in die Heimat eingerückt;
Denn glorreich, glorreich ist Nân-tschúng. ;
Nun sind die Hiàn-jün unterdrückt.

Quelle: Sijing.de

Die Hian-jün sind vermutlich die Hiung-Nu 89die Hunnen). Der Krieg wird in das 10. Jahrhundert v.u.Z. datiert. Es darf angenommen werden, dass beide Lieder sich auf denselben Feldzug beziehen.

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