Nirgidma de Torhout
Herkunft aus weltoffener adligen Familie
Die torgutische Prinzessin Balta Nirgidma ist eine der interessantesten Frauen des 20. Jahhunderts in der Mongolei. Sie lebte von 1906 bis 1983 und starb in Paris. Ihre Biographie (auf französisch) ist hier zu finden: https://fr.wikipedia.org/wiki/Nirgidma_de_Torhout. Sie stammt aus einer adligen oiratischen Familie.
Ihr Vater war nach einem Militärstudium in Tokio (1906-1908) von 1908 bis 1917 Gouverneur der (chinesischen) Provinz Altai, danach bis zu seinem Tod 1918 Senator der chinesischen Republik. Nirgidma und ihr Bruder Minjudorj entstammen der ersten Ehe. Aus der zweiten Ehe mit einer Frau aus dem Stamm der Khoshuud stammen der Bruder Tsedendorj und die Schwester Sertso. der ältere Bruder Munjudorj (chinesisch: Mingyur Wang) wurde 1915 zur Offiziersschule nach St. Petersburg unter den Schutz von Zar Nikolaus II geschickt, kam aber nach dem Tod des Vaters zurück nach Peking und erbte die Titel. Nach der Revolution 1949 floh er über Tibet nach Taiwan, wo er bis 1975 Parlamentsmitglied war.
Der zweite Bruder Tsedendorj (chinesich: Ce Shaozhen) war bis zum Ausbruch des zweiten Weltkriegs in Deutschland, ging dann als Deutschlehrer an die katholische Universität in Peking. Seine Autobiographie ist unter dem Titel Flaneur im alten Peking unter seinem chinesischen Namen erschienen.
Die Schwester Sertso war sprachbegabt, sprach außer mongolisch noch chinesisch, englisch, französisch und japanisch, starb aber schon mit 17 Jahren.
Das bewegte Leben der Balta Nirgidma
Nirgidma verließ in Jungen Jahren die Steppen und folgte ihrem Vater nach Peking, Dort ging sie auf Schole ’École du Sacré-Cœur, danach auf die Universitäten von Paris und Brüssel. Dort studierte sie Politische Wissenschaften und Musik. Zu dieser Zeit begann ihre Freundschaft mit Pierre Teilhard de Chardin, den sie zwischen 1923 und 1926 in China kennenlernte.
Sie war mit einer ganzen Reihe von Personen bekannt wie
- Frans August Larson
- Henning Haslund Christensen
- dem Sinologen und Diplomaten Niederländer Carl Barkmann (später Botschafter in Griechenland)
Für all diese Personen war ihre große Sprachkenntnis (chinesisch, französisch, russisch, englisch) und ihre grosses Wissen sowohl über Asien und den Westen von unschätzbarem Wert.
1931 lernte sie in Urumqi die Franzosen Victor Point, Georges-Marie Haardt, Georges Le Fèvre, Louis Audouin-Dubreuil et André Sauvage auf ihrer unter dem Namen Croisière jaune bekannt gewordenen Expedition durch Zentral-Asien der Automobilefirma Citroen kennen. Diese Gruppe war ein Teil der großen Expedition „Seidenstraße“ von Paris bis Peking. Unter den Fotos dieser Begnung, veröffentlicht 1932 in der Zeitschrift „national géographique“, findet sich auch eine Aufnahme mit ihr.
Von 1932 bis 1935 hat Haslund Christensen bei seinen Veröffentlichungen über die Geschichte des mongolischen Volkes und ihre Art zu leben viel von ihrem Wissen profitiert. Ihr Lebenslauf bis zu den frühen 1930er Jahren wird in seinem Buch „Zajagan“ im Kapitel „Die leibliche und die geistige Geburt des Herrschers“ nachgezeichnet. Dort wird auch ihr Bruder Minjudordj als der Fürst eines Torgutenstamms in „Khara Ossun“ (Schwarzes Wasser) bezeichnet.
1937 erschienen ihre „Achtzehn Lieder und Gedichte der Mongolen“, aufgeschrieben von Nirgidma und übersetzt durch Frau Humbert-Sauvageot, mit Noten und Anmerkungen in der orientialischen Biblothek Paul Geuthner und ebenso eine Aufnahme unter der Leitung von Philippe Stern in der musikalische Bibliothek des Musée Guimet.
Am 14. Dezember 1939 heiratete Nirgidma in Shanghai den französischen Diplomaten und Konsul in Peking, Michel Bréal (1896-1973), der anschließend Botschafter in Afghanistan (1952-1954), Laos (1954-1955) und Thailand (1958-1959) war.
Nirgidma hatte eine Tochter, die in Südfrankreich lebte. Sie starb 1983 in Paris.
Nirdigmas Lied über Dambijantsan
Ungefähr 1924 entstand dieses Lied als Huldigung für den „Ja Lama“, den „Wilden Lama“ Dambijantsan, das auf französisch von Nirgidmaa veröffentlicht wurde. Für eine Prinzesin aus altem oiratischen Adel war Dambijantsan ein Held – nicht nur wegen seines Kampfes gegen die junge Republik Mongolei, sondern auch wegen seiner Berufung auf die (unbewiesene) Abstammung des oiratischen Helden Amursana. Das Gebiet vom Altai bis Uliastai war vor Gründung der modernen Mongolei als das Gebiet von „Kobdo“ (Khovd) bekannt und zählte nicht zu den 4 Fürstentümer der Khalkha, sondern war mehrheitlich oiratisch (westmongolisch) bewohnt.
Früher, wie ein König, hielt er
Ein Siegel aus hartem Marmor,
und zwei befestigte Grenzen
Altai und Uliastai,
Dambi Jaltsan unser tapferer Krieger
Die Fahne an seiner Lanze
Loderte in der Sonne
Der Donnerkeil auf seiner Stirn
Vereinte feurige Kämpfer
Dambi Jaltsan unser tapferer Krieger
Seine Seele gegangen, sein Körper verwest
Unvergessen wird er beweint
Der Nachfahre Amursanas
Der Sohn Temoursanas
Dambi Jaltsan unser tapferer Krieger
Eine Anmerkung zur Schreibweise:
In diesem Gedicht (auch in der ersten franzosischen Übertragung durch Nirgidma) heißt Ja Lama Dambi Jaltsan (mit einem „l“), während er ansonsten meist Dambijantsan (mit „n“) geschrieben wird. Die mongolisch-kyrillische Schreibweise ist Дамбийжанцанm also mit „n“ und zwei „i“ in der Mitte und als Endung „nm“. dieses Doppel-i und auch das „nm“ am Ende ist für westeuropische Zungen nicht aussprechbar, und auch das „l“ oder „n“ in der Mitte zeigt nur, dass für euroäische Ohren diesen Laut nicht eindeutig ihrem Alfabet zuzuordnen war. Auch das „ĭ “ (i krakoje – kurzes i, versehen mit dem Breve – Kürzezeichen – , was das lange i davor mit einem kurzen, ins j übergehenden Laut ergänzt) ist im westeuropäischen Sprachraum nicht vorhanden). Das „nm“ am Ende wird in dem Buch „Zajagan“ von Henning Haslung Christensen als „Dambijantsang“ geschrieben.
Dan Crowner lässt beide Schreibweisen zu. Auch Temursana wird auch in der Schreibweise Temoursana in den Quellen berichtet.