Burjatien – Land und Leute
Ein kurze Einführung in die Geschichte Burjatiens stellte uns Mag. Stefan Krist zur Verfügung (University of Alaska Fairbanks, Departmentof Anthropology) zur Verfügung.
Burjatien ist eine autonome Republik innerhalb Russlands. Das Land liegt weit im Osten Sibiriens etwa fünfeinhalb tausend Kilometer von Moskau entfernt an der Grenze zur Mongolei. Seine Fläche beträgt etwas mehr als 330.000 km2. Es ist also fast so groß wie Deutschland, ist aber viel dünner besiedelt: Nur knapp eine Million Einwohner hat das Land.
Die Landschaft zeichnet sich durch eine große Vielfalt aus: Weite baumlose Steppen wechseln sich mit dichten Wäldern ab, weite Ebenen kontrastieren mit mächtigen Gebirgen mit bis zu 4000 Meter hohen Gipfeln. Und im Zentrum liegt das Weltnaturwunder des Baikalsees, dem tiefsten und wasserreichsten See der Erde. 32.000 km3 klarsten Wassers befindet sich in ihm. Das ist ein Fünftel des gesamten Süßwassers der Erde – ein unbezahlbarer Schatz der Natur!
Ewenken und vor allem Burjaten sind die Ureinwohner des Landes. Über Jahrtausende haben sie im Einklang mit der rauen Natur – in den langen Wintern wird es bis zu minus 45 Grad kalt, im Sommer ist es oft drückend heiß – gelebt und eine einzigartige Kultur geschaffen. Charakteristisch für die Burjaten war ihre nomadische Lebensweise. Mit Pferden, Schafen, Ziegen, Rindern sowie manchmal auch mit Kamelen zogen sie mit ihren schnell auf- und abbaubaren Rundzelten durch das Land. Milch, verschiedenste Milchprodukte und Fleisch bildeten die Nahrungsgrundlage. Und durch Fischen und Jagen ergänzten sie ihren Speiseplan.
Die Burjaten gehören zur mongolischen Völkerfamilie, Burjatisch ist eine mongolische Sprache. In Vielem sind sie auch heute noch den Mongolen sehr ähnlich. Z. B. weisen ihre Trachten und ihre Volksmusik unverkennbar mongolische Merkmale auf. Auch die heute vorherrschende Religion – der Buddhismus in seiner tibetischen, lamaistischen Form – kam im 17. Jahrhundert aus der Mongolei zu den Burjaten. In Burjatien haben sich aber auch die ursprünglichen schamanistischen Glaubensvorstellungen bis heute erhalten.
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde das Gebiet von den Russen erobert und dem Russischen Reich eingegliedert. Vieles hat sich seither verändert. Durch die starke russische Zuwanderung wurden die Burjaten zur Minderheit im eigenen Land. Heute stellen sie nur noch knapp 30 Prozent der Bevölkerung. Ihre Kultur wurde nachhaltig von der russischen beeinflusst. So mussten sie z. B. ihre Lebensweise ändern und leben heute nicht mehr nomadisch, sondern sesshaft in Dörfern und Städten. Vieles ihrer traditionellen Kultur haben sie sich aber bis heute bewahrt. Neben ihrem traditionellen Glaubensformen sind ihre Volksmusik, ihre Tänze, Trachten und Wettkämpfe, aber auch ihre traditionellen Speisen und vieles mehr in Burjatien allgegenwärtig. Besonders während der großen Feste, wie das Neujahrsfest – gefeiert nach dem Mondkalender Ende Jänner/Anfang Februar – oder das nationale Sportfest „Surcharban“ im Sommer, bei dem die traditionellen Wettkämpfe im Reiten, Ringen und Bogenschießen im Zentrum stehen, ist noch viel davon zu sehen.