Die Kalmücken
Als Kalmücken (auch: Kalmüken oder Kalmyken; Wortbedeutung in etwa: Die Abgesonderten) werden heute die Mongolen in der russischen Föderation bezeichnet, die wesentlich in der autonomen Republik Kalmykien leben. Es sind dies die Nachfahren der Westmongolen (Oiraten), die Anfang des 17. Jahrhnderts aus dem Ili-Gebiet Richtung Westen gezogen sind und auf beiden Seiten der unteren Wolga gesiedelt haben. Die Literatur nennt vor allem die oratischen Stämme der Torguten und Dürbeten. Erst als „Unruhestifter“ an Russlands Grenzen bekämpft, später in Verträgen zur Grenzsicherung des russischen Reiches herangezogen, wurden sie im späten 18. Jahrhundert immer mehr von den Kosaken bedrängt, die nunmehr die Absicherung des russischen Reiches nach Südosten übernahmen. 1771 verließen nahezu alle östlich der Wolga lebenden Kalmyken Russland und zogen unter großen Verlusten zurück ins Ili-Gebiet. Die westlich der Wolga lebenden blieben zurück, da eine Überquerung der Wolga im Frühjahr nicht mehr möglich war.
In der UdSSR wurden sie anfangs als nationale Minderheit anerkannt, aber zur Aufgabe des Nomadenlebens und zur Sesshaftigkeit gezwungen. Ein Teil von ihnen unterstützte die deutsche Wehrmacht im zweiten Weltkrieg; ein großer Teil wurde deshalb nach Osten umgesiedelt. Seit 1958 durften die Vertriebenen wieder in die ASSR Kalmykien zurückkehren.
Die Herkunft des Namens „Kalmücken„
Mitunter wird behauptet, der Name Kalmücken beziehe sich auf den Teil der Oiraten, die wegen des frühen Auftauens der Wolga im Frühjahr 1771 den Rückmarsch in das Ili-Gebiet nicht antreten konnten. Deshalb seien sie die „Zurückgebliebenen“. Diese Herleitung des Namens Kalmücken ist eindeutig falsch.
Die Oiraten oder Teile davon wurden schon mehrere Jahrhunderte davor als „Qalmaq“ bezeichnet. Es ist dies ein turksprachliches Wort, das eine Abtrennung bezeichnet. Eine der wahrscheinlichsten Ableitungen dieser Fremdbezeichnung ist möglicherweise die Tatsache, dass die Oiraten innerhalb der Mongolen ein besondere Stellung einnehmen. Sie leiten sich nicht von Nachkommen Dschinghis-Khans ab, sondern waren ursprünglich Waldstämme nördlich der heutigen Mongolei (jenseits des Sayan-Gebirges), die sich in den Kämpfen um die Einheit der Mongolen in innerer Autonomie mit diesen vebündet haben. In manchen Schriften und Überlieferungen ist von den 44 Tumen (Zehntausendschaften) der Mongolen die Rede, von denen 40 mongolisch, 4 dagegen oiratisch gewesen sein sollen.
Wer genaueres zu diesem Thema wissen will, kann sich hier weiter informieren:
Michael Khodarkovsky: Where two worlds met: the Russian state and the Kalmyk nomads.Cornell university press 1992
Dittmar Schorkowitz: Staat und Nationalitäten in Rußland. Der Integrationsprozeß der Burjaten und Kalmücken, 1822-1925 [= Quellen und Studien zur Geschichte des östlichen Europa 61]. Stuttgart: Franz Steiner, 2001.