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Die Herrnhuter Mission und die Kalmücken

Nahezu zeitgleich mit den Kalmücken kam auch die Herrnhuter Brüdergemeinde auf Einladung der Kaiserin Katharine die Große in diese Gegend nach Sarepta. Der Versuch der Missionierung der Kalmücken scheiterte, dennoch ist der Bericht, der dazu veröffentlicht wurde, interessant. Er kann komplett hier nachgelesen werden.

Bei der Gründung der Kolonie Sarepta an der unteren Wolga kamen nicht die kolonisatorischen Bestrebungen der Kaiserin Katharina in Betracht, sondern eine religiöse Geistesrichtung einer Brüdergemeinde. Diese Gemeinde wurde durch den Grafen von Zinzendorf… geschaffen. Seit 1722 entstand dort in der Nähe der Ort Herrenhut, das der ganzen Bewegung den Namen Herrenhuter Brüdergemeinde gab. Die offizielle ursprüngliche Bezeichnung lautet: „Herrnhuter Brüdergemeine“. Die Hauptaufgabe derselben liegt in erster Linie auf dem Gebiete der Heidenmission. In allen Ländern sieht man sie verbreitet, wie in West-Indien, Südafrika, Zentral-Asien usw. Bei der Gründung von Sarepta trat daher in erster Linie das Missionswerk und zwar unter den Kalmücken in den Vordergrund. Die Kalmücken aber zum christlichen Glauben zu bekehren, ist ihnen nie gelungen und noch heute sind die Kalmücken, auch die in der nächsten Nähe Sareptas wohnen, trotz ihrem etwas kultivierten Leben, Heiden (Lamaisten) geblieben. Hätte man dieses in Herrenhut vorausgesehen, so wäre Sarepta wohl nie in der Kalmückensteppe emporgewachsen. Wenn auch der Hauptzweck gescheitert ist, so hat ein anderes Ziel diese Kolonie zum Zentrum deutscher Kultur an der Wolga gemacht…..

Mit den Kalmücken wurde von Anfang an ein freundschaftliches Verhältnis unterhalten. Hier schlug die ärztliche Mission die erste Brücke zu den Herzen, lange dauerte es, bis man durch die Sprache sich einander nähern und gegenseitig verständigen konnte. Auf dem rechten Sarpaufer entstand ein Dörfchen, das meistens von kranken Kalmücken bewohnt war. Hier begannen auch die ersten Missionsversuche. Nur durch die Brücke getrennt, siedelten sich daselbst einige Brüder in einer Rinderhütte an und richteten sich in Kleidung und Nahrung ganz auf kalmückische Weise ein; später bauten ihnen die Kalmücken eine richtige Kibitka, die ihnen auf den Wanderzügen mit der Horde als Wohnung diente. Erwähnt sei hier noch ein Besuch bei der Chanin der großen Torgotenhorde, die ihre Gäste in einem Zelt empfing, das 300 Personen Raum bot, und sie mit Kumys bewirtete.

Weniger lohnend als erwartet wurde, erwies sich der Landbau. Den Sareptatabak konnten, wie es scheint, auf die Dauer nur die Kalmücken vertragen. Anders verhält es sich mit dem Senf. Der Kalmückenmissionär und Arzt Konrad Neitz widmete in seinen älteren Tagen seine Zeit allerlei landwirtschaftlichen Versuchen…

Der frühere Kalmücken-Missionär Isaak Jak. Schmidt zeichnete sich als Orientalist aus, sodaß er zum Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Petersburg ernannt wurde.

Nach: Beiträge zur Heimatkunde des deutschen Wolgagebiets. / Mit einer Karte und einer Tabelle. – Pokrowsk (Kosakenstadt): Verlag von der Abteilung für Volksbildung des Gebiets der Wolgadeutschen, 1923. – 88 S.

Das Sarepta-Projekt der Herrnhuter

Die Herrnhuter in Russland

So lauter der Titel eines Buches von Otto Teigeler im Verlag Vandenhoek und Ruprecht über die Großsiedlung Sarepta, die 1892 aufgegeben wurde. Aus dem Verlagstext:

Was hat es mit der 1765 gegründeten Herrnhutischen Siedlung »Sarepta« an der Unteren Wolga auf sich? Umfassend und anhand von bislang unediertem Quellenmaterial untersucht Otto Teigeler die Herrnhuter Aktivitäten in Russland, die ihre Blüte mit der Gründung und Betreibung der Siedlung Sarepta erlebten. Teigeler zeichnet die Anfänge der Herrnhuter in Russland, wie z.B. die bislang wissenschaftlich nicht aufgearbeitete Reise des Syndikus David Nitschmann nach Petersburg (1735), nach und schlüsselt die Bedingungen der Herrnhuter Aktivitäten in Russland facettenreich auf. So bietet er nicht nur erstmals den notwendigen Hintergrund, der die Würdigung des Großprojektes Sarepta (1765–1892) ermöglicht, sondern korrigiert auch manches Klischee und erzielt substantiell neue Erkenntnisse.
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