Die Dreiheiten der Welt
Die „Dreiheiten der Welt“ oder Triaden sind ein Teil der Volkskunst der Mongolei. Über diese mündlich überlieferte Volkskunst schreiben die Mongolisten Erika und Richard Taube in ihrem Buch „Schamanen und Rhapsoden“: „Von vollkommener Form stehen sie auf hohem künstlerischem und intellektuellem Niveau, sind originelle Zeugnisse des philosophischen Denkens der Steppennomaden. Aber auch sie geraten leider allmählich in Vergessenheit“.
Diese „Dreiheiten der Welt“ oder „Triaden“ gehen in jeweils drei Aussagen einer bestimmten Eigenschaft, einem Zusammenhang oder einem Begriff „auf den Grund“. Dieses Ergründen des tieferen Sinns fördert dabei teilweise überraschendes, vordergründig gegensätzliches zutage.
Daraus wird dann auch das „Paradoxon der Triaden“ formuliert. Drei Beispiele sollen dies verdeutlichen:
Die drei Erobernden der Welt
Die Samen erobern sich das Licht
Die Kinder erobern sich die welt
Die Frauen erobern sich den Himmel
Die drei Mürrischen der Welt
Der Karren auf der Straße ist mürrisch
Der trockende Schöpfbeutel im Brunnen ist mürrisch
Der alte Hund vor der Hürde ist mürrisch
und noch eine aus neuer Zeit:
Die drei Verdrängenden
Das Motorrad verdrängt das Pferd
Der Lastwagen verdängt das Kamel
Der Bergbau verdrängt das Vieh
Es gibt tausende solcher Triaden. Sie entstehen immer neu, werden abgewandelt, weitergegeben, an neue Situationen angepasst. Sie sind Teil einer von mündlicher Wissensvermittlung geprägten Kultur. In der Moderne droht diese Kultur allmählich unterzugehen. Ein Grund mehr, sie dem deutschsprachigen Leserkreis nahe zu bringen.
Wir haben in der Neuauflage 263 solcher Triaden auf in einem Büchlein zusammengefasst, mongolisch und deutsch. Es kann über uns bezogen werden.