James Palmer: Der blutige weiße Baron
unter diesem Titel hat James Palmer im Jahr 2008 endlich eine Biographie des Baron Ungern-Stenberg herausgebracht.
Kaum eine andere Figur der jüngeren mongolischen Geschichte ist so geheimnisumwittert wie die des Freiherrn Roman Nikolaj Maximilian von Ungern-Sternberg, der sich im russischen Bürgerkrieg über eine kurze Zeit als „Khan der Mongolei“ inthronisierte und ungewollt zum Geburtshelfer der modernen Mongolei geworden ist. Er vertrieb 1920 die chinesischen Besatzungstruppen aus dem damaligen Urga, um die heutige äußere Mongolei zu einem „Aufmarschgebiet“ gegen die Rote Armee und damit die russische Revolution oder auch nur zu einem Rückzugsort zu machen. Vermutlich wird er es selbst gar nicht so genau gewußt haben. Historisch betrachtet war seine Herrschaft eine der letzten auflodernden Flämmchen des untergehenden zaristischen Russland.
Ungern-Sternberg war schon um 1912 mit den Sabaikal-Kosaken (zaristische Kosaken „jenseits des Baikal“) an der ersten Unabhängigkeit der Mongolei beteiligt. Wegen seiner unglaublichen Grausamkeit wurde er damals kurzfristig seines Auftrags enthoben. Von den Mongolen wurde er anfangs als jemand angesehen, der ihnen bei ihrem Kampf um nationale unabhägigkeit von China geolfen hatte. Diese positive Beurteilung wandelte sich aber schnell, so daß der unter ihm – gerade aus chinesischer Haft befreite und zum Verteiigungsminister ernannte – Khataanbaatar Magsarjaw nach wenigen Monaten sich mit seinen Soldaten gegen Ungern-Sternberg wandte und zum mongolisch-militärischen Anführer der Vertreibung des Diktators wurde.
Dieses Interregnum der weißen Truppen schaffte dann den Anlaß dafür, dass sich revolutionäre und fortschrittliche Mongolen (Sukhbaatar, Tschoibalsan, Magsarjaw) mit der Roten Armee verbündeten, den „blutigen weißen Baron“ und seine Truppen besiegten und so die moderne Mongolei aus der Taufe heben konnten.
Eine ausführliche Kritik zu dem Buch von James Palmer findet sich hier.