Erich Thiel: Die Mongolei
Die Mongolei – Land, Volk und Wirtschaft der Mongolischen Volksrepublik
Das umfassende Standardwerk über die mongolische Volksrepublik in deutscher Sprache aus den 50er Jahren. Erschienen als Band 13 der Veröffentlichungen des Osteuropa-Institutes München. Auf knapp 500 Seiten wird hier das gesamte Wissen um die Mongolei zusammengefasst zu Natur, Wirtschaft, Gesellschaft und Geschichte. Thiel war schon in den 30er Jahren als Wirtschaftsgeograph in Ostasien, Russland und der Mandschurei unterwegs gewesen.
Er hatte sich Anfang der 30er Jahre schon als Leiter der deutschen Schule in Harbin beworben, wurde aber wegen politischer Unzuverlässigkeit abgelehnt. 1937 konnte er aber eine Studienreise nach Ostasien und insbesondere in das von Japan besetzte Manschukuo untenrehmen. 1941 wurde er für seine Habilitation von der Armee freigestellt. Seine wissenschaftlcihen Arbeiten, speziell über die Mandschurei und die Mongolei gingen bei der Evakuierung der Universität Königsberg verloren. Thiel war ohne Zweifel der beste Kenner Ostasiens in der frühen Bundesrepublik.
Sein Buch wurde auch in der DDR als das Grundlagenwerk angesehen. Eine ernsthafte Bibliothek zur Mongolei sollte das Buch im Bestand haben.
Die Qualität des Buches wird beispielhaft an der Analyse der Bevölkerungsentwicklung deutlich. Thiel fiel eine unerklärte „Delle“ in der Bevölkerungsentwicklung auf. Zwischen den 30er Jahren und den 50er Jahren muss nach seinen Zahlen etwas geschehen sein, was er nicht erklären kann. Dass es sich dabei um die Morde des mongolischen „Stalinismus“ unter Tschoibalsan gehandelt hat, konnte Thiel nicht wissen.
Noch ein Wort zum Ostasieninstitut, das Thiels Buch herausgebracht hat. Es wurde auf Betreiben des Altnazis Theodor Oberländer gegründet. Dieser wie auch die ersten drei Direktoren
- 1952–1959: Hans Koch
- 1960–1963: Georg Stadtmüller
- 1963–1975: Hans Raupach
waren allesamt entweder Nazis, Militärs oder Geheimdientmitarbeiter (oder gleich alles zusammen). Das Institut war ein eindeutiges Produkt des kalten Krieges. dies änderte sich erst mit der „Großen Koalition“ und der beginnenden „Neuen Ostpolitik“ der 1970er Jahre.
Der Verfasser dieser Zeilen hat selbst noch unter einem Erdkundelehrer gelitten, der die Geographie Eurasiens aus den wirtschaftlichen Zielen der Nazi-Armeen heraus unterrichtete.