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Henning Haslund-Christensen

Die Biographie des Dänen Hanning-Haslund-Christensen  (1896 – 1948) ist abenteuerlich. Er war ein ewiger Abenteurer und Forscher, der auf seiner letzten Forschungsreise in Afghanistan unerwartet starb und auf dem Friedhof in Kapul beigesetzt ist. Er ist dem Mongoleiliebhaber vor allem als Verfasser zweier Bücher bekannt, die antiquarisch noch gut zu bekommen sind:

  • Jabonah
  • Zajagan
Haslunds Grabstein auf dem Friedhof in Kabul
Haslunds Grabstein auf dem Friedhof in Kabul

Sein Leben

1923 kam Henning Haslund-Christensen in die Mongolei, um sich an dem landwirtschalichen Versuchsprojekt zu beteiligen, das der Offizier Ove Krebs organisierte. Dessen Bruder Carl hatte in der russischen Revolution sich um die Mutter des Zaren, eine dänische Prinzessin gekümmert, und kannte Sibirien. Das landwirtschaftliche Experiment wurde 1927 beendet, da die Erlaubnis zu siedeln von den mongolischen  Behörden zurückgezogen wurde. Lediglich Ove Krebs blieb länger dort, musste aber auch Ende der 30er Jahre die Mongolei verlassen.

In mehreren Internetseiten wird behauptet, Haslund sei in Uriankhai gewesen. Dies ist vermutlich ein Irrtum und wird in seinen Büchern nicht berichtet. Haslund war an der russischen Grenze auf der jagd und wurde dort auch einmal festgenommen, vermutlich aber östlich des Khuvsgul. Carl Krebs hatte Jahre zuvor dieses westlich des Khuvsghul liegende Gebiet (Heute die Republik Tuva in Russland) bereist und davon geschwärmt. Die Siedlung der vier Dänen liegt aber östlich des Sees außerhalb von Uriankhai. Die Handschriftlich von Haslund gezeichnete Karte zeigt dies eindeutig.

Im Gegensatz zu seinen Freunden blieb Haslund in der Mongoei und fand Arbeit u.a. bei Frans August Larsen, der in Kalgan und Ulanbaatar eine Handelsgesellschaft unterhielt. Dort lernte Haslund in der Vorbereitung der schwedisch-chinesischen Expedition Sven Hedin kennen. Larsen und Haslund waren wesentliche logistische Stützen der Expedition.

1930 verließ Haslund die Expedition, mußte aber aufgrund eines Lawinenunglücks seine eigenen Pläne untebrechen und sich in Europa operieren lassen. Dort lernte er seine Frau kennen, heiratete und sein Sohn Sören wurde geboren.

Schon auf der Hedin-Expedition fing er an, sich für die ethnographische Dokumentation der Kultur der Mongolen zu interessieren.  Sein Buch „Zajagan“ ist Ausdruck dieses Interesses und enthält schon erste Lieder, die er von einer mongolischen Prinzessin gelernt hatte. Nach dem eurpäischen Intermezzo ging er zurück in die Mongolei. Seine dort gesammelten Stücke und insbesondere seine aufgenommene mongolische Musik auf Schellack-Platten gehören zu den Schätzen des Nationalmuseums in Kopenhagen.

Haslund-Christensen starb auf seiner letzten Expedition nach Mittelasien 1947/48 in Afghanisatan an Herzversagen.

Sein Sohn Sören (geboren 1933) wurde Hofmarschall der dänischen Königin und ist Ehrenmitglied der dänischen geografischen Gesellschaft. Er unternahm – unter anderem mit dem dänischen Kronprinzen – Reisen in die Mongolei.

Der Enkel Miachael Haslund-Christensen ist Filmemacher und hat mehrere Filme über die Mongolei gedreht. Die Enkelin Charlotte Haslund-Christensen ist Fotografin und war ebenfalls mehrfach in der Mongolei.

Jabonah

Jabonah: „Los geht’s“ (gesprochen: Jawna) ist der Titel seines Buchs über einen SIedlungsversuch in der nördlichen Mongolei nahe der russisschen Grenze zwischen dem Khuvgshul-See und Kjachta. Wer es genauer wissen will: Die Farm von vier Dänen lag 50 Kilomeer östlich von Mörön in der sogenannten „Zobel-Ebene“ (Bulgan tal). Heute liegt der Somon Erdenebulgan ungefähr an dem Ort des damaligen landwirtschaftlichen Siedlungsversuchs. Die Gruppe der Siedler hatte dazu vom Bogd Gegen die Erlaubnis erhalten zu siedeln; nach dessen Tod 1924 war diese Zusage nichts mehr wert und sie gaben 1927 auf. Haslund-Christensen blieb in der Mongolei. Ove Krebs musste das Land Ende der 30er Jahre verlassen.

Auf der Karte ist auch das Kloster „Van Kure“ eingezeichnet, das uns Rätsel aufgegeben hat. Tatsächlich war in Bulgan (Hauptstadt des gleichnamigen Aimag) ein Kloster gewesen, das 1937 zerstört worden ist. In diesem „Bangiin Khuree“ sollen ungefähr 1000 Mönche gewohnt haben. Quelle: Wikipedia.

Sein Enkel, der Filmemacher Michael Henning-Haslund hat über seine Suche nach diesem Siedlungsversuch einen Film gedreht: Ein Bauernhof in der Mongolei (A Farm in Mongolia). Er hat keine Spuren mehr gefunden. Auch der Verfasser dieser Zeilen hat im Jahr 2001 bei einem Gespräch mit dem Provinzgouverneur in Mörön nach den Spuren dieser Siedlung gefragt. Es war nichts bekannt, außer daß Dänen dort auf der Suche seien. Der Ort des Farm befindet sich ungefähr 5 km außerhalb der heutigen Siedlung Erdenebulgan an der Straße von Bulgan nach Mörön, einige Kilometer nach der Straßenbrücke über die Selenge.

Wer heute in der nördlichen Mongolei unterwegs ist mit seinen Steppen, den nur an der Nordwestseite bewaldeten Hügeln und Bergen, wer die tollen Flüsse Selenge und Egin gol gesehen hat, der wird dieses Buch lieben. Es mutet an wie eine nach Innerasien versetzte Trappergeschichte. Leben als Pionier in einer grandiosen Landschaft, Jagd, Landwirtschaft und Freiheit. Unvergessen für mich seine Erzählung, wie er mit zwei Pferdekarren übereinander die Selenge durchquert, oder wie er die 50 Kilometer bis Mörön galoppiert, um einen Hegst zu zähmen.

Doch es ist auch mehr. Haslund erzählt von den Mongolen, ihrer Art zu leben, zu denken, ihre Religion, ihrem Verhältnis zu den Chinesen und den Russen.Als Einstiegsliteratur insbesondere für diejenigen interessant, die als „Outdoorfreaks“ die Mongolei als Reiseziel auswählen.

Haslunds Karte
Die von Haslund gezeichnete Karte. Van Kure ist das heutige Bulgan

Zajagan

Dieses Buch von Haslund ist sein erstes mit wissenschaftlichem ethnograpischem Anspruch. Es ist sein Bericht von der Hedin-Expedition, die als chinesisch-schwedische Expedition bezeichnet wird, die aber insgesamt aus mehreren einzelnen Reisen bestand. Haslund nahm an ihr von 1927 – 1930 als Karawanenführer und „Logistiker“ teil.

Der Titel „Zajagan“ wird mitunter als alter Gruß torgutischer Karawanenführer bezeichnet. Dieser bedeutet „Viel Glück auf Deinem Lebensweg“. Wörtlich heißt es „Sain javaarai“ – „Guter Weg, gute Reise“ und wird lautmalerisch so gesprochen: „Sain jaw’rä“. Wie viele andere Teilnehmer der Expedition hat Haslund mit diesem Buch seine Reisegeschichte veröffentlicht. Der Leser wird immer wieder Übereinstimmungen beispielsweise mit Mühlenwegs Büchern finden.

Ein Schwerpunkt des Buches bildet seine Schilderung seiner Begnung mit den westmongolischen Torguten. Diese waren im 17. Jahrhundert infolge der innermongolischen Kriege an die Wolga geflohen, wo sie als  Kalmücken teilweise heute noch leben. Von dort kamen sie im 18. Jahrhundert unter sehr hohen Verlusten wieder zurück. Sie leben heute in der westlichen Mongolei an der chinesischen Grenze, in Xinjiang und in der „schwarzen Gobi“.

Die Vorrede zu dem Buch schrieb die torgutische Prinzessin  Nirgidma, der Haslund auf dieser Expedition begegnete und von der er viele torgutische Lieder gelernt hat.

Die Prinzessin Balta Nirgidma der Torguten
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