Adolf Gelber: Kalmückische Märchen
1921 erschien gleich im Gründungsjahr des Wiener Rikola-Verlags der Band „Kalmückische Märchen“. Adolf Gelber gab noch zwei weitere Märchenbücher heraus: „Indianermärchen“ und „Negermärchen“. Die „Kalmückischen Märchen“ wurden illustriert von Amadeus Dier. Die Märchen selbst sind in der Gutenberg-Edition erschlossen.
Doch das ist nicht alles, was zu dieser Märchensammlung zu sagen ist. so war Gelber selbst war gut bekannt mit Karl May. Die beiden Männer sind sich 1912 in Wien begegnet und Gelbers Tochter Margarethe bekam zu ihrer Hochzeit von „Tante Klara“, der Witwe Karl Mays eine 33-bändige Prachtausgabe May’scher Werke geschenkt (nachzulesen hier).
Zu Adolf Gelber ist noch mehr zu sagen: Die erste Überraschung liefert eine offizielle Seite der Stadt Wien, wo wir über Gelber folgendes erfahren: Adolf (Aron) Gelber, * 15. Mai 1856 Podhajce, Galizien (Pidhajzi, Ukraine), † 6. Februar 1923 Wien 13 (wohnhaft 1, Wollzeile 12; Zentralfriedhof, Israelitische Abteilung, 1. Tor, Grab 51/3/48), Journalist, Schriftsteller. Wurde nach Studium an den Universitäten Lemberg, Czernowitz und Wien (Philosophie, Jus) 1881 Redakteur des „Neuen Wiener Tagblatts“; Shakespeare-Forscher, Freund von Josef Popper-Lynkeus. Er veröffentlichte unter anderem „An der Wende zweier Zeiten“ (1902), „Moses“ (1905) und „Abrechnung“ (1910). Gelber hatte also seinen jüdischen Vornamen Aron in Adolf ändern lassen, als er aus dem galizischen „Städtl“-Milieu nach Wien kam.
Der Verleger Richard Kola
Gelber war also Teil einer jüdischen Community im Wien der ausgehenden Kaiserzeit, zu der auch sein Verleger, der Inhaber des gerade 1920 geründeten Rikola-Verlages, Richard Kola, gehörte. Zu diesem ist die Seite der Stadt Wien zwar durchaus gesprächig, verschweigt aber seine jüdische Herkunft, die erst in einer anderen Quelle belegt ist: Er änderte seinen jüdischen Famliennamen Kohn im Jahr 1903 in Kola, blieb aber dem jüdischen Glauben treu, zu dem auch seine Braut vor der Hochzeit übertreten musste. Richard Kola ist eine schillernde Persönlichkeit gewesen, der vor dem ersten Weltkrieg Bankier der Kaiserfamilie gewesen ist und auch nach dem ersten Weltkrieg als Finanzjongleur Schlagzeilen macht. Der 1920 gegründete Rikola-Verlag sollte im Nachkriegs-Österreich zum führenden Verlag werden, ging aber bald bankrott.
Der Illustrator Erhard Amadeus Diel
Auch der Illustrator Erhard Amadeus Diel hat eine eigene Geschichte. Er war aktiv im antifaschistischen Widerstand in Lsterreich