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Der Namensbaukasten

Vermutlich alle Besucher dieser Webseite kennen das Kinderbuch, in aus verschiedensten köpfen, Rümpfen und Beinen lebewensen zusammengestellt werden können, die es in Wirklichkeit nicht gibt. in Bayern heissen solche Fabelwesen Wolperdinger. Doch mit solchen Wesen haben die mongolischen Namen wenig zu tun, auch wenn sie wie aus einem Baukasten zusammengesetzt erschienen.

So lassen sich aus den Wörtern Nar (Sonne), Mond (Sar), Tuja (Glanz, Schein), Girel (Strahl) gleich vier Namen bilden:

  • Narantuja
  • Sarantuja
  • Narungirel
  • Sarangirel

Ersetzen wir Sonne und Mond durch Altan (Gold), Munkh (Silber) und Oyun (Jade), so kmmen weiter 6 hinzu:

  • Altantuja
  • Altangirel
  • Munkhtuja
  • Munkhgirel
  • Oyuntuja
  • Oyungirel

Vielfach wid auch der Tag der Geburt als Namensbestandteil benutzt: Montags-, Dienstags-, Mittwochs-, Donnerstags, Freitags-, Samstags- oder Sonntagsglück.

Diese Form der Namensfindung verknüpft ein Naturereignis (hier den Tag) mit der Geburt. Es können aber auch völlig andere Ereignisse sein: So führt das nächtliche Heulen eines Wolfs vielleicht zu einem Namen mit „-tschon“. Oder, wie in einem Fall von Freunden, ist der ort der Hochzeitsreise, das Tal des Ider-Flüsses im Kangai-Gebirge zu den Namen Iderkhangai und Iderjargal (Glück). insofern gibt es bei diesen Namen auch nie eine abgeschlossene Liste „zugelassener“ Namen.

In manchen Namen werden dann tibetische (lamaistische) Teile mit solchen mystischen Bestandteilen kombiniert. So bei Zserenchuluun, wobei Tseren ein tibetisches wort, -chuluun aber der mongolische Stein ist.

Auch bei den alten vorschristlichen Namen ist eine solche Kombination von zwei Namensbestandteilen, ein Baukasten, nicht selten: Brünhild (Brustpanzer und Kampf), Krimhild (Maske und Kampf; siehe Grimasse), Gerhard (Ger – Speer, hard – der starke, kühne).

Vatersname und Abstammungsname

Traditionell haben Mongolen (ähnlich wie die Russen) drei Namensbestandteile: Eigenname, Vatersname und Abstammungsname. Der Abstammungsname bezeichnet die Abstammung und damit einen eventuell vorhandenen feudalen Anspruch.

Dieser Abstammungsname wurde in der Mongoei (wie im Übrigen auch in der VR China) abgeschafft, weil damit Eigentumsansprüche und Privilegien verknüpft waren und befürchtet wurde, dass diese Ansprüche irgenwann wieder angemeldet würden (wie derzeit in Deutschland mit dem Anspruch der Hohenzollern auf enteigneten Besitz).

Als nach der Wende dieses Verbot der Abstammungsnamen aufgehoben wurd, ereignete sich aber merkwürdiges: Ein großer Prozentsatz aller Mongolen drängte sich beim Standesamt, umfür sich den Abstammungsnamen Borjigin eintragen zu lassen, dem Clansnamen von Dschingis Khan. Damit würde aber – sollte der feudale Eigentumsanspruch wieder möglich sein, die Mongolei in der Tat allen Mongolen geören – eine späte Rache des Sozialismus.

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