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Die Entwicklung des modernen Schulwesens

Anfang des 20. Jahrhunderts gab es in der Mongolei nur eine verschwinden kleine Gruppe von Menschen, die eine Bildung im modernen Sinn genossen hatten. Um den Bogd Gegen gab es viel Interesse an moderner Technik (er besaß mehrere Autos etc.). Technik wurde aber dort – wie auch beim jungen Dalai Lama in der begegnung mit Heinrich Harrer während des zweiten Weltkriegs – eher als besonders tolles Spielzeug für Reiche angesehen. Einige – insbesondere burjatische – Intellektuelle hatten in Russland eine Ausbildung erhalten, aber insgesamt war die Mongolei im modernen Sinn ungebildet. Die folgend Schilderung stammt Dr. Rudolf Asmis, der 1922 nach „Russisch-Asien“ gereist ist, um vor allem die wirtschaftlichen Möglichkeiten für deutsche Unternehmer in Ost-Sibirien und eben auch in der Mongolei zu erkunden. Er schreibt in seinem Buch “ Als Wirtschafstpionier in Russich-Asien“:

„Die Volksbildung war von der alten autonomen Regierung in den Jahren 1912 – 1920 sehr nachlässig behandelt worden, Es gab damals im ganzen Land nur eine einzige Regierungsschule, die in Urga. Die Kredite dafür wurden jedoch dauernd beschnitten. Außerdem gab es 20 Stipendien für Studenten, die nach Rußland gingen. Diese kamen in Rußland mit revolutionäre Elementen in u. Als die damalige Regierung davon erfuhr, zog sie die Stipendien ein, und es geschah für die Bildung des Volkes so gut wie gar nichts mehr. Die jetzige Regierung betreibt unter starkem russischen Druck die Erziehung des Volkes energischer. In Urga bestehen zurzeit zwei Schulen. Für neun weitere Schulen in der Provinz sind mittel im Etat vorgesehen. Sie sollen noch im Jahre 1922 eröffnet werden. Allerdings hat erst das eingreifen des russischen Beraters bedurft, um diesen Etatsposten zu erhalten, das mongolische Kabinett hatte ihn einfach streichen wollen. In den Schulen in urga soll neben Mongolisch Russisch, Englisch und Chinesisch, in den Provinzschulen nur mongolisch gelehrt werden. Handfertigkeiten werden nicht gelehrt. Schnelle Erfolge dürfen auf dem Gebiete des Schulwesens auch heute nicht erwartet werden. Ich habe eine Schule in Urga besucht. Sie stand auf dem Niveau der Eingeborenenshclen niedersten Grade in Afrika, Außerdem hat die politische Abteilung des Kriegsministeriums die Aufgabe, die Soldaten im Lesen und Schreiben zu unterrichten und sie allgemein aufzuklären. Im ministerium des innern ist eine besondere Abteilung für die Heranbildung und Verteilung der Lehrkräfte eingerichtet worden….“

Soweit die Bestandsaufnahme von Dr. Asmis, aus der die ungeheuter Aufgabe für die junge Volksrepublik sehr deutlich wird. in einem hatte er sich aber getäuscht: Im Tempo, das die Volksrepublik in Sachen Bildung an den Tag legte.

Die weitere Entwicklung des Schulwesens

In ihrer Doktorarbeit hat Gangaamaa Puevdorj die weitere Entwicklung des Schulwesens zusammenfasst: Nach der ersten Grundschule 1921 in Ulaanbaatar wurden 1923 in 10 weiteren größeren Ortseinheiten weiter Schulen gegründet, insbesondere auch für Arme und Waisen, die dafür auch kein Schulgeld bezahlen mussten.1927 folgen die nächstern 12 Schulen und so ging es dann weiter. 1938 wurde in Ulaanbaatar die erst 10klassige Oberschule geründet, die schon das Modell für weitere allgemeinbildende Schulen darstellte.

Die „Volksschule“ war eine große Pionierleistung der Volksrevoution nach 1921. Es war nicht alles Gold, was glänzte. Die Klassenstärken waren 30 bis 42 Kinder, Der Erziehungssil war autoritär. Aber die Ergebnisse waren hervorragend:  Nach offiziellen Zahlen war die mongolische Bevölkerung bis  zum Jahr 1990 nahezu vollständig alfabetisiert, es bestand Schulpflicht, jedes Nomadenkind konnte (und musste) die Schule besuchen und konnte – falls es keine familiäre andersartige Möglichkeit gab – in einem Internat wohnen. Durch die Organisation des Negdel war die Notwendigkeit mitarbeiender Kinder nicht mehr gegeben. besonders begabte Kinder (vemrutlich aber auch die der neuen Nomenklatura) wurden zur weiterbildenden Schule und zur Universität in die Haptstadt delegiert. Manche wurden sogar zum Studium ins Ausland geschickt.

Westliche Beobachter waren erstaunt, wie schnell die Entwiclkung in die Moderne in der Mongolei vonstatten ging. Kuba, Nordvietnam und Nordkorea waren neben der Monoglei die „Entwicklungsländer“, denen kein vergleichbares Land in der „westlichen“ Welt das Wasser reichen konnte. Noch nach der Wende erwarteten viele wohlmeinende „Entwiclkungshelfer“, ein Land vorzufinden, das auf einer sehr viel niedrigeren Entwicklungsstufe mit hoher Analfabetenrate stünde.

Mongolen können alles und haben keine andere Wahl

Die amerikanische sozialistische Autorin Anna Louise Strong zitiert in ihrem Buch „Chinareise. Mit Borodin durch China und die Mongolei“ den ersten Erziehungsminister der Mongolei, Erdene Batkhan (einer der von Asmis erwähnten burjatischen Intellektuellen, die in der Mongolei lebten und in den ersten Jahren der Volksrepublik die wichtigsten Verwaltungsämter ausübten), mit den Worten: „…Damit wir nicht leben,, (Wie heißt jenes englische Buch?) … wie Robinson Crusoe auf einer insel. Damit wir mit de rübrigen Welt eine gemeinsame Sprache sprechen können …Selbst wenn wir mit der übrigen Welt nichts zu tun haben wollten, wären wir dazu gezwungen. glauben sie, die welt lässt uns in Frieden? Nein, sie dringt auf uns ein mit ihren Soldatne, ihrem Handel, ihren Erfindungen. Der junge Mongole sieht den amerikanischen Dodge, den deutschen Junker, die russische Lokomotieve. auch unter uns haben wir junge Leute, die eine Vorliebe für Mechanik und wissenschaftliche Technik haben. Die jungen, wie wir nach Deutschland schicken, sind dafür besonders geeignet. Sie geben ausgezeichnete Soldaten ab; sie haben hier das vierte Jahr die Mittelschule absolviert und treten sofort in die fünfte Klasse der deutschen Schulen ein. Sie halten gut Schritt mit den anderen. unsere Mongolen sind gescholten worden, weil sie noch nicht den Boden zu pflügen verstanden, aber die Herden vor Winterstürmen zu bergen, ist eine Aufgbe für Faule. Ist das innerste des Mongolen erst einmal geweckt, so arbeitet er sich bis ans Ziel. In alten Zeiten wallfahrten sie zu Fuß nach Lasa, um dort 20 Jahre zu studieren. So können sie auch europäische Kenntnisse erwerben. … Wir müssen lernen – oder untergehen.“

diese haltung: wir könne alles, wenn wir nur wirklich wollen, ist eine Haltung, die wir bis heute immer wieder kennenglernt haben. Wer in kleinen Familienverbänden nahezu auf sich allein gestellt, sein Vieh über den Winter bringt, der alles allein herstellen und reparieren können muss, der traut sich im Zweifel alles zu. so der Sohn aus der uns ans Herz gewachsenen Familie, der nach Japan ging, um dort zu studieren und es geschafft hat. Seine Nichte hat in wenigen Jahren tibetisch gelernt, um die traditionelle tibetische Medizin auszuüben. Wenige Jahre später lernte sie auf der Universität in Tientsin in der Volksrpeublik China tie tradiitionelle chinesische Medizin, wobei neben dem Leben in chinesischer Sprache die Vorlesungen auf Englisch gehalten wurde. Für Mongolen ist alles möglich, wenn sie es für wichtig halten.

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