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Tengeriin Nokhoi – Die Hunde des Himmels

Der Himmelshund – das ist einer der vielen Namen des Wolfs in der Mongolei und gleichzeigi eine der 99 Manifestationen des allumfassenden Gottes Tenger. Es ist ein sehr zwiespältiges Verhältnis, das die Mongolen zu diesem größten fleischfressenden Raibtier der gemäßigten Breiten haben: Zum einen ist der Wolf der mythische Stammvater der Mongolen (und aller Turkvölker), zum anderen ist der  Wolf der „gefallene Engel“, den er hat gegen das göttliche Gestz verstoßen; Anstatt, wie ihm vom Himmel zugestanden, von 100 Schafen nur eines zu fressen, tötet er hundert Schafe und frisst nur eines.

In allen Hirtenvölkern der nördlichen Hemisphäre ist der Wolf der Feind der Die Viehhalter. Viehverluste durch Wolfverbiss sind enorm. Sie haben in den letzten Jahren abgenommen, betrugen aber beispielsweise im Jahr 1945 (einem besonders „schlimmen“ Jahr), aufgeschlüsselt nach Teren:

  • 50.000 Kamele
  • 25.000 Pferde
  • 183.000 Rinder
  • 94.400 Schafe
  • 20.800 Ziegen

Hinzu kommt, dass die in der Mongolei endemische Tollwut ebenfalls durch den Wolf in die Herden der nutztiere übertragen wird.

Wieviele Wölfe jedes jahr erlegt werden, ist icht genau zu bestimmen. Es kommen nur die Felle der Tiere in den Handel, die im Winter geschossen werden. Systematische Maßnahmen zur Regulierung des Wolfsbestands finden immer wieder statt und schlafen genauso oft auch wieder ein.

Auf unseren Reisen haben wir zweimal „Kontakt“ mit Wölfen gehabt: Das erste Mal, als wir von unseren Freunden im Saikhan Somon (Bulgan Aimak) begrüßt wurden: „Wir haben den letzten Wolf in diesem Gebiet erlegt!“. Sie zeigten uns die Insel im Orkhon, auf der dies geglückt war. Ein anderes Mal, im Jahr 2002 wurde das groß angekündigte Singen im Ge runserer Gastgeber kurzfristig abgeagt: Ein Wolf hat im Uvs Aimak ein Schaf angefalen undihm große Teile des Fettschwanzes abgebissen. Als Maßnahme gegen die Wölfe wurden die Ger, die wie üblich in einer Reie am Wasser aufgestellt waren, zu einem Dreieck umgebaut, in dessen Mitte die Hürde für die „kurzbeinigen“ (Schafe und Ziegen) errichtet wurde. unsere Gastgeber hofften, dass damit die größte Gefahr gebannt war und sie hatten Recht.

Wir lagen die ganze Nacht in unserem kleine Campingzelt neben den Jurten und hörten das aufgeregte Getrappel der Tiere. Ganz offenbar war rund um die Ger große Aufregung. Die Hunde jagten die Wölfe, Gebell und Geheul war zu hören und wir hatten Angst, dass die hin- und her rennenden Kühe und Pferde unser Zelt niederreißen würden. Es wäre besser gewesen, auch im Ger die Nacht zu verbringen. Schlafen war sowieso unmöglich.

Der unserer Kenntnis nach wissenschaftlichste Aufsatz zum mongolischen Wolf in einer europäischen Sprache wurde u.a. von Annegret und Michael Stubbe in Zusammenarbeit mit den mongolischen Wissenschaftlern Erdenedagva und Shamjaa von der Universität der Mongolei veröffentlicht. Ein Downlod findet sich hier.

Unsere Veröffentlichung zu den „Hunden der Mongolei“ und den „Hunden des Himmels“ (eine Übersetzung der Erzählungen eines alten mongolischen Jägers) kann hier bestellt werden.

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