Überspringen zu Hauptinhalt

Von der Jurte eines Kindes zur modernen Hauptstadt

Die erste Erwähnung einer Palastjurte datiert aus dem Jahr 1639. Damals wurde am „Weißen See“ im Gebiet des heutigen Bürd Somon des Övörkhangai Aimaks die Jurte des gerade zum ersten „Öndör Gegeen“ (der hoch Erleuchtete) erklärte damals 5jährigen Zanabazar zum Zentrum der Mongolei der Khalkh-Mongolen erklärt. Von einer Stadt im Sinne einer ortsfesten Siedlung, meist an der Kreuzung von Verkehrswegen. kann zu diesem Zeitpunkt nicht gesprochen werden.

Diese Palastjurte war aber der Sitz des spirituellen Führers der Mongolei. Am ihrem Ort wurden immer wieder die „Danshig-Naadam“ abgehalten, die aber in der Regel nur alle drei Jahre durchgeführt wurden.

Wenn heute in vielen Veröffentlichungen vom Jahr 1639 als der Gründung der Hauptstadt der Mongolei gesporchen wird, so ist dies nur halb richtig. 1639 gilt als die „Geburtsstunde“ der Khalkh-Mongolei. Eine „richtige“ ortsfeste Hauptstadt gab es erst 140 Jahre später.

Die „Palastjurte“ (mongolisch: Örgöö; daher rührt der oft verwendete Name „Urga“ in der europäischen Literatur) zug bis zum Jahr 1778 insgesamt 28 Mal um bis sie im Tal der Tuul ortsfest wurde.

Seit 1639, seit der Gründung der Hauptstadt der Mongolei wurde ihr Name viermal verändert.

  • 1639 – 1651 Örgöö (Palastjurte)
  • 1651 – 1706 Nomyn Khüree (Bücherkreis)
  • 1706 – 1912 Ikh Khüree (Großer Kreis)
  • 1912 – 1924 Niislel Khüree (Hauptstadt-Kreis)
  • Seit 1924 Ulaanbaatar (Roter Held)

Das mongolische Wort „Khüree“ bedeutet Kreis.

Wenn die Fürsten und Befehlshaber der Truppen übernachten und siedeln, bilden sie mit ihren Zelten oder Jurten einen Kreis, in der Mitte der Fürst oder Kommandant. Um diese herum bauen die Untertanen oder Krieger ihre Zelte und Jurten auf. Die mongolische Städte werden auch in dieser Weise als Kreis gebaut.

Anders als die uigurische Haptstadt Khar Balgas oder das historische Karakorum, die als feste Siedlungen mit nicht mehr transportablen Steinhäusern errichtet wurden, war „Örgöö“ über 140 Jahre eine „Wandersiedlung“. Die Gründung einer ortsfesten Siedlung manifestiet die Herausbildung einer stabilen Herrschaftsstruktur mit einem Gottkönig an der Spitze und vier größeren Fürstentümern.

Diese 140 Jahre – von der Errichtung der mandschurischen Qing-Dynastie in Ablösung der Ming in China, den innermongolischen Kämpfen zwischen den Oiraten (Westmongolen) und den sich gerade erst konstituierenden Khalkh, den religiösen Kämofen um die Vorherrschaft im Lamaismus zwischen Rotmützen und Gelbmützen – bis zu Gründung der Stadt Ikh Khüree im Tal der Tuul umfassen den historischen Prozess der Staatswerdung einer „neuen“ Mongolei im alten Herzland des mongolischen Weltreichs.

 

 

An den Anfang scrollen