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Der Nomadismus

Als Nomadismus wird hier eine Lebensweise verstanden, bei der Viehwirtschaft an wechselnden Wohnplätzen betrieben wird. Diese Form der Wirtschaftsweise ist gleichzeitig zur neolithischen Revolution vor etwa 12.000 Jahren entstanden und ein untrennbarer Bestandteil dieser Stufe der Menschheitsentwicklung. Damals entstand nicht nur der Ackerbau als sesshafte Wirtschaftsform, sondern auch die Viehzucht (anfangs vor allem Schafe und Ziegen, später Rinder und Pferde).

Die mobile Viehhaltung entstand dort, wo die klimatischen Verhältnisse den Ackerbau nicht ermöglicht hat, sondern die Menschen mit ihren Tieren den knappen Resourcen an Wasser und Weide folgen mussten. Der Ackerbau hat auf einer geringeren Fläche sehr viel mehr Menschen die Lebensgrundlagen ermöglicht. Kinder waren als Arbeitskräfte willkommen und keine „unnützen Esser“. Die materielle Produktion konnte sich dort schneller und vielfältiger ausdifferenzieren und entwickeln.

In den sesshaften ackerbauenden Kulturen entstanden auch sehr früh schon Herrschaftsstrukturen zur Verteidigung des Landes und vor allem der Aussaat, die ja erst ein halbes Jahr später ihre Früchte hervorbrachte. Militär und – wie in Ägypten – die Verwaltung (meist „Priester“) sorgten für die Sicherung nach außen und die „gerechte“ Verteilung der Anbaufläche nach innen.

Aber die Vorstellung, die nicht sesshaften Hirtenkulturen hätten kein ausdifferenziertes Handwerk entwickelt oder würden „frei wie der Wind“ über herrschaftsfreies Land ziehen, ist völlig falsch. Dieser Eindruck kann nur entstehen, wenn die Größe der Wirschaftseinheiten blind zum Maßstab gemacht wird. Die kleinen wirtschaftenden Einheiten werden durch die Knappheit der örtlichen Ressourcen (Tränke und Weide) erzwungen, die größere Einheiten verbietet. Aber gerde die Knappheit an Wasser und Weide führt zu einer harten Konkurrenz um diese knappen Güter, die durch Herausbildung von familiären Solidaritätsstrukturen (Sippen oder Stämme) und Herrschaftsstrukturen bewältigt werden konnte.

In diesen Strukturen wurde der Zugang zu Wasser und Weideland geregelt, wurden in alljährlichen Zusamenkünften Hochzeiten organisiert und die bisherige Einteilung überprüft. In diesen Strukturen wurde auch in Zeiten der Not (klimatisch oder kriegerisch) Solidarität organisiert. Stammesälteste (später Fürsten) und religiöse Führer (Schamanen) entschieden Konflikte.

Diese gesellschaftliche Organisation war zu großen kulturellen Leistungen fähig wie die Kultur der Skythen zeigt. Im Jennisejbecken (nördlich des Uvs Nuur in der russsichen Republik Tuva) wurde nicht nur Eisen geschmolzen, sondern die Produkte, vor allem Waffen) nach China gehandelt.

Die Austauschbeziehungen zwischen sesshaften und nicht sesshaften Völkern waren keineswegs einseitig. Importiert wurden in der Steppe bestimmte Güter, die hier nicht zu produzieren waren (Stoffe, Mehl, metallene Gegenstände, Schmuck wie die beliebten Korallen), exportiert wurden Pferde (vor allem für die chinesische Armee) und andere Weidetiere sowie Felle.

Oft vergessen wird, dass die Domestizierung von Pferd und Kamel eine unabdingbare Voraussetzung für den Warentransport war und die Handelsbeziehungen z.B. der Seidenstraße seit wahrscheinlich knapp 3000 Jahren ohne diese nicht sesshaften Viehhalter nicht möglich gewesen wäre.

Soziale Grundstruktur des Nomadismus

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