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Der Filz

Der Filz gehört zu den wichtigsten Produkten der Steppennomaden. Die wesentliche Funktion dieses Produktes ist die Isolation gegen die Kälte, die acht bis neun Monate des Jahres herrscht. Vor allem ist es natürlich die Jurte, die mit bis zu drei Lagen Filz isoliert wird, aber auch filzgefütterte Stiefel und Filzmützen sind zu finden.

„Ich erinnere mich an den Filz, aus dem ihre Zelte gemacht waren, an den scharfen Geruch von Käse, Fett und Milch. Sie rieben meinen Körper mit Fett ein, damit die Wärme zurückkehrte und wickelten mich in Filz ein, weil Filz die Wärme hält“ – so erinnerte sich Joseph Beuys an seine Rettung durch Krimtataren nach seinem Flugzeugabsturz Anfang 1944 (Die neuere Forschung zur Biographie von Joseph Beuys bezweifelt diese Version).

Für eine nachhaltige Isolierung einer Jurte wird pro Jahr die Wolle von etwa 30 Schafen benötigt. Diese Anzahl an Schafen war dementsprechend auch in den Zeiten, als Steuern auf Weidevieh erhoben wurden, steuerfrei.

Bis vor etwa 100 Jahren bestand auch der Eingang zum Ger nicht aus einer hölzernen Tür (ein Produkt, das nicht selbst hergestellt werden konnte), sondern aus einer Filzmatte. Der Boden des Ger war mit Filmatten ausgelegt und isolieren auch im Winter hervorragend gegen die Bodenkälte.

Die Filzherstellung war eine Fertigkeit, die jeder Nomade beherrschte: Nach dem Lockern (und Reinigen der Wollen von Fremdkörpern) wurde die Wolle auf eine Trägerschicht (oft eine alte Filzmatte) geschichtet, genässt, zusammengerollt und mit Pferden über die Steppe gerollt. In der sozialistischen Zeit wurde die Herstellung industrialisiert. Es wurden lokale Manufakturen errichtet, es gab Wollwäschereien und eine zentrale Filzherstellung. Eine internationale Vermarktung der Wolle war wenig erfolgreich.

Wir wollen auf dieser Seite verschiedene Informationen zur mongolischen Filz-Herstellung und seiner kulturellen Bedeutung zusammentragen.

Im Uvs Aimag haben wir im Jahr 2002 zum ersten Mal miterlebt, wie anstrengend es ist, die verklebte Wolle des Schaf-Vlieses aufzulockerm. Auf unserer Reise im Jahre 2010 hatten wir dann die Gelegenheit, zwei Filzmanufakturen (in Khujirt südlich von Kharkhorin im Öwörkhangai Aimak und im Bogd Sum im Bayankhongor Aimak) zu besuchen. Einmal haben wir sogar gesehen, wie die zusammengerollte Wolle mit einem Auto über die Steppe gezogen wird, um sie zu verfilzen. Früher wurde dies mit den Pferden erledigt.

In einer Frauenkooperative in Bayanlig im südlichen Bayankhongor Aimag konnten wir dann miterleben, wir ein Sitzkissen aus Filz hergestellt wird. Solche Filzkissen haben wir uns mittlerweile mehrfach schicken lassen und sie erfreuen sich bei allen Nutzniessern als Auflage für Gartenmöbel größter Hochachtung.

Das Scheren der Schafe

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Das Lockern der Wolle

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Eine Filzmanufaktur in Khujirt

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Eine Manufaktur im Bogd Somon

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