Die Risiken der mobilen Tierhaltung
Die Tiere sind der einzige Reichtum der mobilen Tierhalter. Von ihrem Wohlergehen hängt die Existenz der Familien ab. Doch wenn wir vom „Reichtum der Viehhalter“ sprechen, so trifft dies nur für diejenigen zu, die tatsächlich Eigentümer des gehüteten Viehs sind. Bis in die 1920er Jahre war das Vieh aber Eigentum der Klöster und des Adels. Lediglich ein Sechstel der Bevölkerun hatte eigenes Vieh. Doch wie dem auch sei, die mobile Tierhaltung hat bestimmte typische Risiken zu bewältigen.
Ein klassisches Risiko ist dabe der Viehverlust durch Wölfe. Diese dringen in die Herden ein und übertragen dabei auch noch zusätzlich die Tollwut. Geschichten über diese räuberischen Brüder des Hüte- und Schutzhundes sind in allen Hirtenkulturen seit einigen tausend Jahren bekannt und es gibt unendlich viele Märchen darüber.
Hinzu kommt das Risko des Diebstahls, das bei den Tieren ohne Brandzeichen besonders hoch ist. Viehdiebstahl wird in allen Hirtenkulturen ausgesprochen streng bestraft. Damit sich Viehdiebstahl aber lohnt und nicht aus purer Not als eine Art „Mundraub“ begangen wird, bedarf es einer Verwertungsmöglichkeit für das geraubte Vieh. Historisch war Viehdiebstahl in großem Stil eine Form des Krieges zwischen verfeindeten Bevölkerungsgruppen. Heute ist Viehdiebstahl dann eine Möglichkeit des kriminellen Vorgehens, wenn es Verwertungsketten für die Tierprodukte, insbesonderne Fleisch und Felle/Leder gibt, in denen nicht nach der Herkunft des Produkts gefragt wird.
Das dritte Risiko ist das der Tiergesundheit und hier insbesondere das der Tierseuchen. Tuberculose, Bruccelose, Rotz (Malleus) und die Maul- und Klauenseuche. Gegen die Tuberculose, Bruccelose und Rotz wurde Anfang der 1960er Jahr von der WHO gefordert, den Viehbestand zu sanieren und die weitere Ausbreitung möglichst zu verhindern.Dies stand in zusammenhang mit dem Aufbau des gro0en Fleischkombinats in Ulanbaatar, Zur Versrogung der Stadt wurden die bisher allenfalls lokal infizierten Tiere nun in großer Zahl quer durchs Land in die Hauptstadt getrieben und wären ohne entsprechende Prophylaxe zu Überträgern dieser Seuchen geworden.
Ein besonderes Problem stellt die hoch ansteckende Maul- und Klausenseuche dar, die bei offener Weidehaltung wegen des Kontakts zu infizierten Wildtieren nicht ausgerottet werden kann. Gegen diese Seuche gibt es eine Impfng, die bei Stallhaltung ohne kontakt zu Beständen das Problem in Grenzen halten könnte. Allerdings hat die Impfung den Nachteil, dass auch geimpfte Tiere die Krankheit weiter übertragen. Um diese Seuche im Zaum zu halten, wird in der mongolei bei jedem Ausbruch sofort die ganze betroffene Region, oft ganze Provinzen, hermetisch abriegelt. menschen dürfen nur noch in besonderen Fällen das Gebiet verlassen – es ist ein kompletter „Lockdown“.
Das bekannteste Risko der mobilen Weidehaltung in der Mongolei ist aber Dsuud, d.h. heisst die Futterknappheit im Winter. mit Gan wird der Futtermangel in Dürrejahren bezeichnet. Diese, Problem haben wir ein ganzesKapitel gewidmet.