Das Negdel – Viehzüchtergenossenschaften im Sozialismus
Seit 1960 war die Kollektivierung der mongolischen Viehzucht abgeschlossen. Die Negdel (mongolisch: Verein) genannten Genossenschaften waren identisch mit den Sumuud, den lokalen (Dorf-)Verwaltungsstrukturen auf dem Land. 1990 wurden die Negdel wieder aufgelöst, der Genossenschaftsbesitz unter die Genossen mehr oder weniger gerecht oder geordnet an die Genossen verteilt.
Die Haltung der Viehhalter heute zum Negel ist ambivalent: Zum einen sehen sie durchaus, dass das Negdel einen enormen Modernisierungsschub auf dem Land gebracht hat. Auf der anderen Seite sehen sie das Negdel auch als ein kollektivistisches Zwandssystem, das ihnen die individuelle Freiheit entzogen und sie der neu entstandenen Nomenklatura ausgeliefert hat.
Gleicheitig aber erkeben sie auch, dass sie als einzelne Produzenten keine Marktmacht haben und sich zusammenscließen müssten, um gegen die Abnehmer ihrer Produktem d,h, den wenigen oligopolistischen fleischkombinaten bestehen zu können. Auch die von vielen gewünschten kleineren Schlachtbetriebe in der Nähe können nur auf einer neuen genossenschaftlichen Basis aufgebaut werden. „Shine negdel“ – eine neue Genossenschaft ist eine idee, die auf dem Land durchaus wieder Zulauf findet.
Wir haben hier einen Text zusammengestellt, den wir dem Buch „Die Nomaden der Mongolei“ entnommen haben (Goldstein, Melvyn C. / Beall, Cynthia M.: Die Nomaden Der Mongolei – Eine Hirtenkultur Zwischen Tradition und Moderne, deutsche Übersetzung, Nürnberg, 1994).