Überspringen zu Hauptinhalt

Bod und bog

Bei der Zählung der Weidetiere in der Mongolei muss man sehr aufpassen, dass nicht die Anzahl der Tiere verwechselt wird mit den Vieheinheiten. So weist die Statistik des Jahres 2014 (sie wird immer im Herbst veröffentlicht) insgesamt 50 Millionen Stück Vieh, aber 80 Millionen Vieheinheiten auf.

Der Hintergrund dieser beiden Begriffe ist die Unterscheidung in grob gesagt kleine Tiere (Schafe und Ziegen) – bog – und große Tiere (Rinder, Pferde, Kamele) – bod. Für den „Hausgebrauch“ kann man mit einem Umrechungsfaktor von 1 zu 6 oder 1 zu 7 rechnen. Damit bekommt man für das Jahr 2014 folgende genauere Aufteilung der Kopfzahl: 6 Millionen „langbeinige“ und 44 Millionen „kurzbeinige“ Tiere.

Hans-Peter Vietze teilt in seinem Wörterbuch der mongolischen Sprache das Großvieh noch detaillierter auf: einem Kamel entsprechen je zwei Pferde oder Kühe, 10 bis 14 Schafe oder 14 – 20 Ziegen.

Diese 50 Millionen Tiere bedeuten, dass der Tierbestand der Mongolei sich seit der Wende 1990 mehr als verdoppelt hat. in den Jahren von 2012 bis 2014 hat der Tierbestand jedes Jahr um fünf Millionen Stück Vieh zugenommen.

Wie die Tabelle „Entwicklung des Viehbestandes“ zeigt, ist die Zahl der Kamele stark rückläufig, während die Zahl der Ziegen erheblich angestiegen ist. Kamel und Ziege sind insbesondere in der Gobi Futterkonkurrenten. Das Kamel hat jetzt seine traditionelle Rolle als Lasttier fast völlig verloren und ist ökonomisch (Fleisch, Wolle, Milch) eher uninteressant, während die Kaschmirziege zur Haupteinnahmequelle für die Viehzüchter geworden ist. Das traditionelle Gleichgewicht von einer Ziege auf sechs Schafe wird nicht mehr eingehalten, und die Erosion des Weidegebiets durch die Ziege stellt heute eine der großen ökologischen Bedrohungen für die Mongolei dar.

Tiere, die traditionell in der Mongolei nicht gehalten wurden und die nur in der sozialistischen Zeit gehalten wurden (Schweine, Geflügel), waren nach der Wende stark rückläufig. Erst in den letzten Jahren hat sich die Hühner- und Schweinezucht wieder entwickelt.

An den Anfang scrollen