Nokhoi Khorio – Haltet die Hunde fest
„Haltet die Hunde fest“ – das ist der Gruß, der gerufen wird, bevor man vom Pferd steigt oder die Autotür öffnet. Und der Gruß ist ernst zu nehmen. Denn mongolische hunde auf dem Land sind nicht ohne. Es sind keine „lieben“ Hütehunde, die die Herde zusammenhalten und verhindern, dass eines der Schafe auf die Straße läuft oder den Anschluß zur Herde verliert. Nein – es sind Herdenschutzhunde, deren Aufgabe es ist, die Herde gegen alles Fremde zu verteidigen. Und der Gast ist – wie es das griechische Wort for Gast : Xenos ja treffend ausdrückt – ein Fremder. Zumindest erst einmal.
Und so lagen wir die ersten Nächte oft nächtelang mit starkem Drang, „nach den Pferden zu schauen“ (der mongolischen Umschreibung für: ich muss mal), in der Jurte ode rin unserem Zelt und getrauten uns nicht, nachts dem großen vierbeinigen Menschenfresser gegenüberzutreten, wie Consten sie in seinem Buch „Weideplätze der Mongolen“ am anfang des 20. Jahrhunderts beschrieben hat. Dabei waren wir, als Gast in der Jurte des Herrn, längst zum Teil der Herde geworden. Manchen hunden wird dies auch ganz ausdrücklich gezeigt: Der Herr nimmt ihn, lässt ihn am Besucher schuppern und drückt ihn zu Boden. Das reicht. Ein Hund, der das nicht begreift, hat seinen Beruf verfehlt und „kommt weg“. Ganz ähnliches haben wir in der Türkei erlebt, als ein Hund, der hinter den Schafen herlief, sie hetzt und anfiel, getötet wurde.
Der Bankhar, wie die Rasse der großen Hunde, der berühmte „Vier-Augen Hund“ mit seinen Felcken über beiden Augen, genannt wird, wurde schon von Marco Polo beschrieben: „Ich sah zum ersten Mal einen Hund, so groß wie ein einjähriges Pferd. Er konnte ein wildes Yak im Berg ohne weiteres fressen“. Er sei geeignet zur Yak auf Esel und wlde Ochsen. Die Italiener damals werden dies dem Marco Polo kaum abgekauft haben. Ob der Spitzname Marco Milione daher rührt, dass man ihn damals für einen Aufschneider hielt, oder nicht doch von seinem Familienname, ist ungeklärt. Der Titel seines Buches hiess „Das Buch des Marco Polo, Bürger der Stadt Venedig, genannt Milione, worin von den Wundern der Welt berichtet wird“.
Schutzhunde und Jagdhunde
Neben diesen beeindruckenden Schutzhunden, deren vornehmste Aufgabe die Verteidigung der Herde vor ihren wilden Brüdern, den „Hunden des Himmels“, ist, gibt es noch weitere Hunde: Den Laika, der mit den Schlittenhunden Sibiriens verwant ist und der als Jagdhung eingesetzt wird, und der Taiga, der speziell für die Wolfsjagd eingesetzt wird. Der Name Taiga hat nichts mit der gleichnamigen Landschaftform der Taiga zu tun, sondern drückt eher eine Verwandtschaft mit dem Taigan aus, der insbesondere in Kirgisistan beheimatet ist. Diese Huinde, ausdauernde Läufer und gefährlich, waren in den Zeiten der Kamelkarawanen auf den Seidenstraßen die Begleithunde der Karawanen und hatten sie gegen Angriff von Wölfen und räuberischen Menschen zu verteidigen.
Geschichten eines alten Jägers
Zu diesen mongolischen hunden 8und auch zu den Wölfen) hat Herr Khudai Damdiny Damba ein Buch geschrieben, nachdem er mit über 70 sein Gewehr an den Nagel gehängt hatte. In diesem buch hat er seine Erlebnisse mit Hunden und auf der Jagd zusammengefasst – nicht als trockenes Sacbuch, sondern in vielen Geschichten, die er mit seinen Hunden uind auch der Jagd erlebt hat. Die Geschichten über die mongolischen Hunde, garniert mit vielen kleineren Anmerlungen und Geschihten, wurden von Ayurzany Tserenchuluun übersetzt und von uns herausgegeben. Sie können bei uns bestellt werden.