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Ziegen

Ein wesentlicher Anteil des Fleisch- und Milchbedarfes in der MVR wurde bis 1990 durch die ca. vier Millionen Ziegen abgesichert, die vorwiegend individuell gehalten werden.
Es handelt sich um eine kleine Bergziegenrasse, die sehr anspruchslos im Futterbedarf und äußerst
widerstandsfähig gegenüber Umwelteinflüssen ist. Die Nutzung der Zie gen ist sehr vielseitig. Sie sind
fruchtbarer als die Mongolschafe, da sie häufiger Zwillinge bringen oder zweimal im Jahr ablammen.
Da durch ist die Milchleistung höher. Ziegenfleisch ist sehr schmackhaft. Sie stellen praktisch eine lebende Fleischvorratskammer dar. Ziegenhaar lässt sich zu Filz und zu Teppichen verarbeiten und die Häute geben ein Leder, das hohen Expertenansprüchen genügt.
Ihr Hauptverbreitungsgebiet ist die Gobizone, obwohl sie auch in allen anderen Gebieten, jedoch
in geringer Zahl vorkommen.
Die in der Mongolei gehaltene Kaschmirziegenrasse ist in anderen Gebieten auch als Angoraziege
bekannt. Ihre Heimat ist das Kaschmirgebiet, woher die Tiere und ihre Produkte auch die Bezeichnung haben. Die in der Mongolei gehaltenen Ziegenrassen liefern nicht nur Milch, Fleisch, Leder und Felle, sondern auch verschiedene Wollarten. Die Kaschmirziege besitzt zwischen den Haaren eine feine, dichte Unterwolle, die nicht nur besonderen Schutz vor großer Kälte bietet, sondern die auch Ausgangsprodukt für die Herstellung der begehrten Kaschmirprodukte (Pullover, Schals, Decken, Tücher und anderer Gewebe) ist. Da diese Produkte sehr leicht, wollig und wärmend sind, erfreuen sie sich großer Beliebtheit, besonders in der gehobenen Gesellschaft. Da die Wollgewinnung sehr kompliziert und aufwändig ist und nur in Handarbeit erfolgen kann, hat sie auch ihren entsprechenden Preis und die Ziegenhalter machen einen hohen Gewinn. Jede Ziege liefert nur eine sehr geringe Wollmenge.
Seit Jahrhunderten ist bekannt, dass die Steppe nur eine bestimmte Anzahl an Ziegen verträgt, d.h. in einer Schaf- oder Rinderherde dürfen maximal 20 % Ziegen gehalten werden, da sonst das biologische Gleichgewicht bei der Futterentnahme gestört wird. Ziegen fressen nicht nur Grashalme über der Erde, sondern auch die Wurzelteile des Grases bis in den Boden hinein. Von Bäumen und Sträuchern werden nicht nur die Blätter, sondern auch junge Triebe, Wurzeln und die Rinde verzehrt. Reine Ziegenherden
hinterlassen nach der Beweidung eine Wüste im wahrsten Sinne des Wortes. Damit wird anderen Tierarten die Nahrungsgrundlage entzogen. Eine durch Ziegen überweidete Grasnarbe regeneriert sich in den Wüsten- und Steppengebieten nicht mehr. Anderen Tierarten wird damit die Futtergrundlage entzogen. Rinder, Schaf- und Kamelherden müssen den reinen Ziegenherden weichen. In der Gobi hat sich heute (2008) die Kamelhaltung bereits um die Hälfte verringert, so dass von 500 000 Kamelen nur noch 250.000 übrig geblieben sind. Bald wird es keine Kamele mehr in der Mongolei geben, wenn keine Vernunft eintritt.
Die Rückkehr der privaten Tierhaltung durch die Aufteilung der genossenschaftlichen Viehwirtschaft und die Orientierung auf Höchstprofite führte zu einer Veränderung in den Produktionszielen der Viehhalterwirtschaft. Während in der Planwirtschaft erzeugt werden musste, was zur Versorgung der Bevölkerung notwendig war, ist gegenwärtig entscheidend, womit der größte Profit erzielt wird.
Angesichts steigender Preise für Industrieprodukte gewinnt Bargeld eine immer größere Bedeutung.
Diese Handlungsweise dient jedoch weder dem Menschen noch dem Staat und besonders der Natur.
Die Regierung der Mongolei und besonders das Ministerium für Landwirtschaft sind stark bemüht, das Problem zu lösen, wobei folgende Handlungsperspektiven erwogen werden:

  • Die Kaschmirlobby einzudämmen
  • Neue Gesetze zu erlassen
  • Den Aufbau der zerschlagenen Negdel wieder zu fördern und
  • Umfangreiche Aufklärungsarbeit zu führen

Ob es gelingen wird ist fraglich. Schade wäre es um die Vernichtung der Wirtschaftsgrundlagen und den Verlust der Urwüchsigkeit dieses Landes.

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