Ökologische Probleme in der Mongolei
Die Umwälzungen in der Mongolei haben erheblichen EInfluß auf das „Ökosystem Mongolei“. Überweidung durch die rasante Vermehrung des Viehs, Zerstörung der dünnen Vegetationsdecke durch den zunehmenden Verkehr auf schlechten Straßen, die Vergiftung des Bodens und des Wassers durch den vielfach unkontrollierten Bergbauboom, der drohende Verlust an wertvollen Waldbeständen in der Nähe der Transportwege und weitere Entwicklungen machen deutlich, dass das ökologische System Mongolei äußerst zerbrechlich ist.
Staudammprojekt am Orkhon
Auch in der Mongolei wird nun über die Ableitung von Flusswasser nachgedacht: Am unteren Orxon in der Nähe von Bulgan und relativ kurz vor der Einmündung des Flusses in die Selenge woll ein Staudamm erichtet werden. Etwa ein Drittel des Wassers (ca. 22 Kubilmeter pro Sekunde im Jahresdurchschnitt) soll dann über eine 900 Kilometer lange Pipeline in die Gobi gepumpt werden. Weiterlesen…
Bedrohung des Fischbestands
Unter dem Titel „Ökologie der Fischbestände in Fließgewässern des Khentii-Gebirges (Mongolei): Bestandsaufbau, Dynamik und Gefährdung durch den Gold-Tagebau“ hat Daniel A. Krätz promoviert und die Verwendung dieses Textes erlaubt. Weiterlesen…
Der Holzreichtum der Mongolei
Speziell in den nördlichen und gebirgigen Gegenden der Mongolei, im Xentij- und Xangaj-Gebirge, zeigt sich die Mongolei als ein Land mit überraschend großem Waldbestand. Während die Nomaden mit dem Wald traditionell wenig anzufangen wußten, waren es vor allem die früh seßhaft gewordenen Burjaten, die diesen Wald schon seit längerer Zeit nutzten. Im Sozialismus wurde dann eine industrielle Waldnutzung begonnen, die Teile des Waldes – vorwiegend in der Nähe der Verkehrsadern – mit oft großen Schäden „verwertete“.
Als Fachmann für Forstwirtschaft engagiert sich Manfred Vesper aus Lübeck, einer der ersten ökologisch orientierten Förster aus Lübeck und mittlerweile im Ruhestand, seit ca. 18 Jahren in der Mongolei, um hier in forstwirtschaftlichen Projekten eine nachhaltige Nutzung dieses wertvollen Rohstoffes voranzubringen.
Die Vermarktung der Taiga
„Die Untersuchung der Nutzung von Nicht-Holz-Waldprodukten in der Mongolei hat deutlich werden lassen, inwiefern die sozioökonomischen, politischen und institutionellen Rahmenbedingungen die Mensch-Umwelt Beziehungen beeifluussen. In der vorkolonialen und in der sozialistischen Epoche lag eine ökologisch weitgehend nachhaltige NHWP-Nutzungvor. Dagegen verursachte die einseitige Integration der Mongolei in das Weltwirtschaftssystem als Rohstofflieferant und die zunehmende Marginalisierung derländlichen Bevölkerung zu Beginn des 20. Jhs. und seit Beginn des Transformationsprozessesnegative Folgen für die Umweltnutzung.“ – Dies ist das Fazit eines Artikels von Jürgen Hartwig, den er uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Weiterlesen…
Der Artikel bezieht sich auf sein gleichnamiges Buch „Die Vermarktung der Taiga“, das unter der ISBN-13: 978-3515090377 im Steiner-Verlag erschienen ist.
Aus einer Besprechung:
Aufgrund ihres Reichtums an Naturschätzen steht die Mongolei im Zentrum eines globalen Wettlaufs um Ressourcen. Dadurch bahnt sich im ländlichen Raum eine soziale und ökologische Katastrophe an: Naturlandschaften werden in Tagebauareale umgewandelt und die Nomaden verlieren ihre traditionellen Verfügungsrechte an Weideland. Verarmte und marginalisierte Transformationsverlierer sind gezwungen, ihren Lebensunterhalt mit der Jagd- und Sammelwirtschaft oder der Goldsuche abzusichern.
Die Studie zeigt eindrücklich, wie die Interessen und Strategien unterschiedlich machtvoller Akteure in der Taiga aufeinanderprallen und eine zunehmende Politisierung der Umwelt bewirken. Konzeptionelle und theoretische Grundlagen bilden die Politische Ökologie sowie unterschiedliche ökonomische und sozialwissenschaftliche Entwicklungstheorien.
Der Khongor-Giftunfall
Der Landkreis Khongor im Selenge-Aimak war in sozialistischer Zeit einer der zentralen Somons für den Anbau von Saatgut. Der Selenge-Aimak war damals die Region, in der ein Großteil der Landwirtschaft betrieben wurde, mit Getreide-, Kartoffel- und Gemüseanbau. Der Somon liegt etwa 20 km südlich von Darkhan an der Straße von Ulanbaatar nach Norden, etwa am Abzweig der Teerstraße zur Stadt und Kupferkombinat Erdenet.
Anfang 2007 ereignete sich dort ein Giftunfall, der bis heute nicht vollständig aufgeklärt ist. Die Wasserleitungen einer aus dem Genossenschaftsvermögen übrig gebliebenen und an chinesische Investoren abgegebenen Chemiefabrik war undicht, das vergiftete Wasser ergoss sich über die Felder und Wiesen des Somons. In der Folge erkrankten Menschen und die Weidetiere hatten Tot- und Mißgeburten. Im Jahr nach dem Giftunfall wurde im Somon kein einziges Kind geboren, Mehrere Personen wurden auf lange Zeit stationär behandelt, viele fühlten sich schlapp und krank.
Die genauen Ursachen dieser Vergiftungen sind bis heute nicht geklärt, die Verantwortlichen nicht identifiziert. Die wahrscheinlichste Erklärung besteht darin, dass diese Fabrik zur Aufbereitung bzw. Produktion von Chemikalien betrieben wurden, die für den Goldabbau benötigt werden. Denn der Flu0 Kharaa, der aus dem Kentei-Gebirge nördlich von Ulanbaatar nach Norden in die Selenge fließt, war lange Zeit (bis etwa 2008) einer der wichtigsten Flüsse für den Goldabbau in der Mongolei. Es gibt Berichte, nach denen schon um 1920 russische Firmen dort Gold schürften. DDR-Geologen erkundeten in den 70er Jahren dort die Goldlagerstätte von Boroo, die bis etwa 2012 durch eine kanadische Firma ausgebeutet wurde. Die vielen illegalen Goldminen an der Kharaa wurden um diese Zeit (etwa 2008) geschlossen, da sie mit Zyanid und Quecksilber das Gold mit hochgiftigen und eigentlich verbotenen Chemikalien ausgewaschen hatten. Grundlage der Schließung war das „Gesetz mit dem langen Namen“ (Bergbaugesetz), das jetzt (2013) wieder aufgeweicht werden soll.
Mehr über diesen Giftskandal in Khongor kann hier nachgelesen werden . Der Artikel wurde im Winter 2009/2010 in der Zeitschrift „Analyse und Kritik“ veröffentlicht.