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Perestroika auf dem Land

In der Zeit des Sozialismus entstanden auf dem Land insgesamt etwas mehr 300 Landgemeinden. diese Somon (=Pfeil) genannten einheiten knüpfen an an eines militärische Organisationsform unter den Mandschu-Kaisern. Eine Somon war eine Einheit von 100 waffenfähgien Männern, die im Kriegsfall als Soldaten abgestellt werden mussten. Ein Organisationsform in dieser Weise war also lange bekannt und geübt.

Für einen Somon gab es auch ein Zentrum, das aber in vielen Fällen nicht ortsfest war, sondern immer wieder Umgezogen ist, da die Erschöpfung der Weide auch für dieses Zentrum bestimmtend war. Ein ortsfestes Somon-Zentrum setzt eine arbeitsteilige Versorgung der Bevölkerung voraus. Dies war überall dort gegeben, wo feudale Fürstenhöfe oder Klöster in festen Häusern bestanden. Dies war aber nicht überll der Fall. So zog der uns gut bekannt Somon Saikhan im Bulganaimak bis in die 1930er Jahre regelmässig um und bekam seinen festen Platz erst, als eine Schule mit Internat als festes Haus gebaut wurde. Es folgte die Verwaltung, eine Ambulanz, Geschäfte, Handwerksbetriebe, Warenverteilzentren, Scheunen für das Winterfutter, Maschinenstationen, veterinärmedizinische Einrichtungen usw.

Nach der Wende durchlebten diese Somonzentren eine Periode des Niedergangs. Mit der Auflösung der Negdel zerfiel ein Großteil dieser Strukturen.In den Jahren 1996 bis 2002 förderten die GFD und die GTZ (heute: GTZ) ein Projekt Transformationsprozesse im ländlichen Raum der Mongolei“- Teilergebnisse veröffentlichten Prof Jörg Janzen et.al. im Jahr 2003 unter dem Titel „Wandel und Kontinuit in der mobilen Tierhaltung der Mongolei“.

Es dauerte einige Jahre, bis diese Somonzentren wieder in den Blickpunkt der Politik kamen. Für manche Politiker in der Hauptstadt wurde ihr angestammter Somon zu einem Wählerreservoir, denn immerhin ein knappes Drittel der Mongolen lebt heute noch auf dem Land. Mit freundlicher Genehmigung der Autorin, Frau Prof. Ines Stolpe stellen wir hier einen Aufsatz zur  Entwicklung im ländlichen Raum aus dem Jahr 2014 zur Verfügung.

Berichte aus einzelnen Landgemeinden

Auf unseren Reisenhaben wir immer auch Wert darauf gelegt, die Somonzentren nicht nur zum Einkauf und Tanken anzulaufen, sondernauch die aktuelle Entwicklung kennenzuleren. Daraus sind einige Berichte entstanden.

Saikhan Somon im Bulgan Aimag

Dieser Aimag ist berühmt für seinen Airag, die gegorene Stutenmilch. Saikhan Airag ist ein Wortspiel, das sowohl „schöner Airag“ als auch „Airag aus Saikhan“ bedeutet. Bis zum Bau der Schule Anfang der 1930er Jahre ist der Somon immer wieder umgezogen. Heute steht hier das größte Internat auf dem Land. Eine ausführlicher Bericht über den Somon findet ihr hier: Weiterlesen

Bayanlig im Bayankhongor Aimag

Dieser Somon bezieht seinen Namen nach einer Bergformation, die aussieht wie die Höcker eines Kamels. Dabei ist ein „Lig“ ein Kamel, bei dem die Höcker an verschiedenen Seiten herabhängen. Bayanlig ist wegen seines Wassers, das hier aus den Bergen zusammenläuft, schon seit langer Zeit ein feste Station in der Gobi. Davon zeugt die Ruine einer alten chinesischen Burg. Der im Sozialismus weiter ausgebaute Stausee wird heute für die Bewässerung von Feldern genutzt. Hier wird vor allem wieder die robuste und wenig Wasser benötigende Gerste angebaut, aus der die Tsamba hergestellt wird, der berühmte Getreidebrei, der in Tibet und der Monoglei gegessen wird.

In den letzten Jahren hat sich in Bayanlig viel getan. Mit Geldern aus dem neuesten 10-Jahresplan wurden eine neue Schule, eine sporthalle und ein Heizkraftwerk gebaut, das neue Häuser nun mit Fernwärme versorgt. Weiterlesen…

Filzmanufakturen in Bogd Somon und in Khujirt

Nach wie vor ist die Produktion von Filz ein wichtiger Gewerbezweig in Gegenden mit mobiler Viehhaltung. Nur noch selten wird Filz aber von den Viehhaltern selbst hergestellt. Diese Arbeit übernahmen seit dem Sozialismus Manufakturen, die die Wolle aufkaufen, aufbereiten, kardieren und dann zu Filz walken, der dann auch eine bessere Qualität erreicht als der von Hand erzeugte. weiterlesen

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