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Die Mongolei unter den Mandschu

Die Zeit nach dem Sturz der mongolischen Yüan-Dynastie am Ende des 14. Jahrhunderts war geprägt von innermongolischen Machtkämpfen und Kriegen zwischen den Westmongolen (Oiraten) und den Fürsten auf dem Gebiet der heutigen Mongolei. Erst allmählich bildete sich dort die Ethnie der Chalcha heraus, die so vorher nicht existiert hatte.

Zur Genese der Chalcha, der heutigen Bevölkerungsmehrheit der Republik Mongolei, siehe Wikipedia. Deren Fürsten bildeten dann in der Nachfolge und nach vielen internen Kämpfen die vier großen Fürstentümer der nördlichen Mongolei: Tüsiyetü-Khan Aimag (er war der ranghöchste), der Chechen-Khan Aimag, der Jasaktu-Khan Aimag und Sajn Noyan-Khan Aimag.

Als Anfang des 17.  Jahrhnderts die Mandschu China eroberten, schlossen nach vielen kriegerischen Auseinandersetzungen viele Fürsten der südlichen (Inneren) Mongolei Verträge mit den Mandschu und waren Staatsgäste bei der Inthronisierung des ersten Kaisers der Qing-Dynastie, wie sich die Mandschu dann nannten. Im Jahr 1738 wurde dann das „Amt für koloniale Belange“ (Lifanyuan) gegründet, das sich in der Folgezeit um die Gebiete kümmerte, die nicht in die Verwaltungsstruktur des chinesischen Reiches integriiert waren: Mongolei, Tibet und Xinjiang (chinesisch Turkestan).

Mit der Herrschaft der Qing einher ging die „Bekehrung“ eines Großteils der Mongolen zur „Gelbmützen“-Richtung (Gelugpa) des Lamaismus, die mit der Erhebung von Jebtsundamba Khutukhtu Dsanabadsar (1635–1723) zum ersten Gottkönig (Bogd Gegen) der Mongolei besiegelt wurde. Dieser war bei seiner Erhebung noch ein Kleinkind.1691 stellten sich die Chalcha-Fürsten in Doloon nuur (Südmongolei) unter den Schutz der Qing, da sie von den Oiraten (Dsungaren) unter Khungtaidschi Galdan besiegt worden waren.

Die Kämpfe gegen die Dsungaren dauerten bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts. Lhasa, wo die Dsungaren den ersten Dalai Lama eingesetzt hatten, wurde erst 1720 von den Qing erobert.. 1731 drangen die Dsungaeren noch einmal bis Erdenee Dsu vor. Mitte des 18. Jahrhunderts wurden die Dsungaren dann von einer Strafexpedition der chinesischen Armee nahezu völlig ausgerottet.

Im Verlauf dieser innermongolischen Kämpfe zogen einige Stämme der Dsungaren (die heutigen Kalmücken) an die untere Wolga und stellten sich dort für allerdings recht kurze Zeit unter den Schutz der russischen Zarin.

Das 18. und 19. Jahrhundert ist geprägt von einem Niedergang. Krankheiten wie Syphilis und Tuberkulose griffen um sich, in der Inneren Mongolei fingen chinesische Bauern an, sich das Weideland anzueignen, insbesondere die Winterweiden, die sie im Sommer besetzten und für Gemüse nutzten. Zwischen China und Russland wurde 1727 die Nordgrenze festgelegt, wobei Burjatien zu Russland kam. Lediglich das heutige Tuva blieb als „Eigentum“ des Bogd Gegen noch lange Zeit Teil des mongolischen Einflußgebiets. Durch das Prinzip „Teile und herrsche“ wurden viele Adlige an die chinesischen Subventionen gebunden (es gab zum Schluß etwa 170 „höhere“ Würdenträger).

Überall gab es Ende des 19. Jahrhunderts im chinesischen Reich eine Reihe von Aufständen ethnischer Minderheiten und Armutsrebellionen, allerdings relativ wenige in der Mongolei. Der Lamaismus habe den wilden und kämpferischen Mongolen die Zähne gezogen – so das vernichtende Urteil einiger Kenner der Verhältnisse. Allerdings ab es eine Reihe mongolischer „Robin Hoods“, die dort als „Saijn Er“ (Guter Mann) den Reichen nahmen und an die Armen verteilten (so Tooroi Bandi in Dariganga).

Das Denkmal für Tooroi Bandi in Dariganga

1616

Gründung des dschusenischen Reiches Aichin unter Nurhaci und Kriege gegen mongolische Stämme und gegen die Ming-Chinesen

1620-1628

Bündnisverträge mit verschiedenen mongolischen Stämmen

1636

Hong-Taji, Sohn Nurhacis, erklärt sich zum Herrscher der Mandschuren und ruft das Qing-Reich aus. 49 südmongolische Fürsten nehmen an der Feier teil. Beginn der Trennung von Innerer und Äußerer Mongolei.

1638

Gründung des „Amtes für koloniale Belange“, das sich mit de RMongolei, später auch mit Tibet und Ostturkestan (Sinkiang) gefaßt.

1639

Gründung des Klosters Ix Xuree in Urga (Ulaan Baatar)

1687/90

Krieg zwischen den Westmongolen unter Galdan und Xalx-stämmen. Galdan wird von Qing-Truppen geschlagen

1691

In Doloon nuur (Innere Mongolei) unterstellen sich 34 Xalx-Fürsten dem Qingherrscher und unterschrieben ein Edikt, in dem die Äußere Mongolei halbkoloniales Außenterritorium des Qing-Reiches mit Tributpflicht wird.

1996/97

Galdan, der erneut angreift, wird vernichtend geschlagen (im heutigen Hovd Aimak)

1720

Truppen der Qing erobern Lhasa und verdrängen dort die Dsungaren nach 80jähriger Herrschaft

1727

Im Vertrag von Burinsk wird die Grenze zwischen dem Qing-Reich und Russland gezogen. Dadurch kommt Burjatien zu Russland

1731

Die Dsungaren besiegen die Qing-Truppen im heutigen Bajan-Ölgij-Ajmag. Sie werden erst in der Gegend von Erdene Dzuu geschlagen. Das Altai-Gebirge wird in anschließenden Verhandlungen als Grenze zischen Dsungaren und Xalx festgelegt.

1755

Vernichtung des Dsungarenreiches durch eine chinesische Armee. Nahezu vollständige physische Vernichtung der Dsungaren.

1761

Das „Amt für koloniale Angelegenheiten“ bekommt seine endgültige Form

Das früher als Pflichtlektüre in der Schule gelesene Buch „Tungalag Tamir“ (deutsch: Der klare Tamir) beschriebt anhand der Lebensgeschicte zweier Brüder den Kampf um die Unabhängigkeit der Mongolei. Der eine ist überzeugter kommunist, der ander eben ein solcher Sain Er. Das Buch wurde verfilmt, der Film ist aber kaum erhältlich. Die gleichnamige DDR-Fernsehserie ist ebenfalls nicht mehr bekommen.

Als 1911 die demokratische Bewegung die Qing-Dynastie in China beseitigte, kam es auch in der Mongolei zu einer Revolte der Fürsten. Sie verabredetn sich auf dem „Danjig-Naadam“, das schon immer von den chinesischen Machthaber verdächtigt wurde, ein Herd des Aufruhrs zu sein, und holten mit einem Brief an den Bogd-Gegeen dessen Zustimmung ein. General Magsarjav war einer der wichtigsten Führer des Aufstands, der die chinesische Besatzung vertrieb. Ein Zusammenschluß mit der Inneren Mongolei wurde aber u.a. von Russland nicht unterstützt und so konnte die chinesische Armee erneut in Urga einrücken. Erst 1921 und ausgerechnet mit Hlfe des weißgardistischen Barons Roman von Ungern-Sternberg als Geburtshelfer, konnte die Unabhängikeit der nördlichen Mongolei erkämpft werden.

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