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Das Wildkamel

Nur noch in China und ganz vereinzelt in der Mongolei finden sich noch Bestände des baktrischen (zweihöckerigen) Wildkamels, des Ahnherren der Kamele in Mittelasien. DIe Stiftung Artenschutz hat zu dieser bedrohten Tierart ein Faltblatt zusammengestellt, das wir hier zugänglich machen.  Initiates file downloadWeiterlesen…

Das Wildkamel ist eines der acht am meisten bedrohten Säugetiere der Welt. Es gibt bis heute kein einziges Wildkamel in einem Zoo. Derzeit leben nur noch etwa 1000 Tiere, davon 600 in China und 400 in der Mongolei. Nach dem Tahi, dem Gobibären Mazaalai und dem Argali sind die Wildkamele die vierte Säugetierart, die nur noch in der Mongolei (und angrenzenden Ländern) leben. Auch das Dschiggetai (Wildesel) geht in seinem Bestand dramatisch zurück.

Die Wildkamele sind extrem scheue Tiere und ihre Existenz wird vor allem durch die Verkleinerung ihres Lebensraums durch Verkehr und Bergbau bedroht. Anders als bei vielen anderen Tieren ist die Nachzucht bei Kamelen schwierig. Geht alles gut, kann eine Kamelstute höchstens alle zwei Jahre ein Fohlen zur Welt bringen. Die Tragzeit beträgt 12 bis 14 Monate und die Hitze der Stute und Brunft der Hengste besteht nur einmal im Jahr. Vielfach sind so Geburten nur alle drei Jahren möglich.

Alles, was wir über die domestizierten Kamele wissen, können wir bei ihren wilden Geschwistern ins Extrem verlängern: Sie sind in der Lage, von Salzpflanzen und Salztümpeln zu leben. Sie legen in den Wüsten und Trockensteppen ihrer Heimat bis zu 100 Kilometern pro Tag auf der Nahrungssuche zurück. Mit ihren harten Schwielensohlen können sie Berge erklettern. Sie wurden schon in 3000 Metern Höhe gesehen. Einzigartig ist ihre Fähigkeit, lange Zeit – bis zu 15 Tage – ohne Wasser auszukommen. Dazu können sie ihre Körpertemperatur von etwa 30 Grad bis 41 Grad regulieren, ohne zu schwitzen. Ihr Kot ist extrem hart und nahezu trocken. Er hat einen Brennwert, der nahe an Saxaul und Braunkohle heranreicht. Sie sind mit den Wiederkäuern weitläufig verwandt, haben aber nur drei Verdauungsmägen. Ihre gespaltene Lippe dient dazu, Nasensekret wieder in den Körperkreislauf zurückzuführen. Sie können Nasen und Augen verschließen, um den Sandstürmen zu trotzen und bis zu 30 Tage ohne Futter auskommen. In ihren Höckern speichern sie Fettreserven. Wenn sie Wasser aufnehmen, können sie bis zu 100 Liter in wenigen Minuten zu sich nehmen – nahezu jedes andere Tier würde an einem Wasserschock sterben. Sie können bis zu 40% ihres Körpergewichts (vorwiegend Wasser) verlieren, ohne zu verenden. Ihre roten Blutkörperchen sind oval geformt, so dass sie auch bei infolge des Wassermangels „eingedicktem“ Blut durch die engeren Adern fließen können.

Die Geschichte der Altweltkamele

Vor etwa 40 Millionen Jahren ist das Kamel in Amerika entstanden – es hatte die Größe eines Hasen. In der Eiszeit war das Kamel etwa um ein Drittel größer. Und wie das ebenfalls in Amerika entstandenen Pferd ist es in seiner alten Heimat ausgestorben, nachdem es eine eisfreie Zeit genutzt hat, um über die Beringstraße nach Sibirien und weiter in die Kältesteppen gezogen.

Vor etwa fünf Millionen Jahren haben sich die Kamele in Dromedare und die zweihöckrigen baktrischen Kamele oder Trampeltiere getrennt. Wilde Dromedare gibt es nicht mehr. In der Mongolei wurde in der Blauen Höhle im Altai die älteste bisher bekannte Darstellung eines Kamels gefunden. Sie wird auf etwa 15.000 Jahr vor unserer Zeitrechnung datiert.

Noch vor 150 Jahren waren die Steppen Mittelasiens voll von Wildkamelen. Wann die Menschen diese Tiere domestizierten, ist nicht ganz sicher zu datieren. Es wird das 3. Jahrtausend vor Christus angenommen. Die älteste Bronzefigur eines Kamels ist etwa 4.000 Jahre alt und stammt aus der historischen Landschaft Baktrien in der Umgebung von Kundus und Masar-I-Sharif in Afghanistan. Von dieser Landschaft stammt der wissenschaftliche Name.

Die älteste Darstellung eines Kamels in der weißen Höhle im mongolischen Altai

Futter für das Wildkamel

Die Wild Camel Protection Foundation in Großbritannien bittet dringend um Spenden für die Nachzucht der letzten wild lebenden Kamele in der Mongolei (hier sind es noch ungefähr 400). Insbesondere geht es darum, das Futter für die Herde „unter Betreuung“ einzukaufen. Insgesamt 7.500 Pfund (etwa 10.000 EUR) werden benötigt, um über den Winter zu kommen. Davon entfällt etwa die Hälfte allein auf den Transport von Futter zum Gehege, wo derzeit 28 Kamele zur Nachzucht leben.

Weblinks

www.johnhare.org.uk

www.wildcamels.com

Um den Gedanken zur Erhaltung der Kamele und der Natur allgemein in der Mongolei zu vertiefen und den „Stadtmongolen“ die Schätze ihres eigenen Landes näher zu bringen, hat die Wild Camel Foundation Schulungsmaterialien ins Mongolische übersetzt, um in Veranstaltungen und Seminaren möglichst viele Mltiplikatoren für den Schutz dieser Tiere zu erreichen.

Die Spendensammlung kann erreicht werden unter

www.crowdfunder.co.uk/wild-camel-hay-project

Schirmherrin der Stiftung ist Dr. Jane Goodall, die vor allem durch ihre Erforschung wild lebender Schimpansen bekannt geworden ist. Seit 2002 ist sie Friedensbotschafterin der UNO und fordert einen Nobelpreis für Alternativen zu Tierversuchen.

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