Die Schafe der Mongolei
Der Vorrang in der Tierhaltung gebührt dem Schaf. Dabei ist für die nomadische Lebensweise das Schaf nicht nur als Fleischlieferant von Bedeutung. Im kalten Klima der Mongolei und der innerasiatischen Steppen ist es vor allem die Wolle und der daraus gewonnene Filz, die für die Wärme der Behausung erforderlich ist. Als ein Relikt dieser Bedeutung ist bis heute die Befreiung von der Weidesteuer für die ersten 30 Schafe einer Familie anzusehen, deren Wolle – betriebswirtschaftlich gesprochen – die jährliche (steuerfreie) Abschreibung auf die Wärmedämmung des Ger ist,
Grundrasse und am stärksten verbreitet ist das mongolische Fettschwanzschaf mit einem Durchschnittsgewicht von 30 – 35 kg.Es liefert es eine ausgezeichnete Fleischqualität. Bei gut genährten Tieren kann der Fettschwanz mit einem handhohen Rückenspeck am Schwanzansatz bis zu 5 kg wiegen.Außerdem liefert es Milch, ca. 0,5 Liter am Tage, die sich besonders zur Käseherstellung gut eignet. Dem mongolischen Fettschwanzschaf gleich gestellt werden kann das kasachische Fettschwanzschaf, das vorwiegend in den westlichen Teilen der Mongolei anzutreffen ist. Es unterscheidet sich vom mongolischen lediglich durch seine braune Färbung.
Im Februar/März erfolgt die Ablammung und im Mai/Juni die Schur. Die Wolle dient als Industrierohprodukt vornehmlich zur Filzverarbeitung bzw. für die Teppichindustrie. Zur Hertstellung von Strickwaren eignet sich die Wolle des mongolischen Schafes nicht. Die Felle lassen sich ausgezeichnet zu Pelzwaren verarbeiten.
Schafe im Sozialismus
Im Sozialismus veränderte sich der Charakter der Tierhaltung und damit auch der Schafhaltung immer mehr von einer Subsistenzwirtschaft zu einem arbeitsteiligen Austausch mit den zunehmenden Städten. So wurde im großen Umfang in Lederverarbeitungsbetrieben von Ulaanbaatar und Darxan Velourpelzartikel in erster Linie für den Export hergestellt.
Für die Fleischproduktion wurde auch mit neuen Schafrassen experimentiert wie dem Orxonschaf, einer Kreuzung des mongolischen Fettschwanzschafes mit Precos- und Zigairassen, das einen deutlich höheren Feinwollertrag liefert als das Mongolschaf. Der Bestand ist jedoch nicht sehr groß und spielt keine wesentliche volkswirtschaftliche Rolle, zumal die Rasse auch höhere Anforderungen an die Haltungs- und Fütterungsbedingungen stellt.
Zu erwähnen wäre noch die Karakul-Schafrasse, die in wenigen Gebieten gehalten wird. Insgesamt wurden in der MVR ca. 14 Millionen Schafe gehalten. Sie stellten den Hauptanteil des Schlachtviehs. Jährlich wurden ca. 1,2 Millionen für den Eigenbedarf bzw. für den Export geschlachtet.
Aus der Schafproduktion kam auch der größte Anteil der Rohstoffe für die Verarbeitungsindustrie, die Lederwaren, Pelze und Teppiche für den Export und Inlandbedarf herstellt. Felle, Wolle und Leder werden auch im großen Umfange als Halbfertigwaren exportiert.
Schafe heute
Auch heute noch ist das Fleisch der Schafe Grundnahrungsmittel der Mongolen. Allerdings sind die Neuzüchtungen des Orkhonschafes wieder nahezu verschwunden. Es dominiert eindeutig der mongolische Landschlag, während das Orkhonschaf eine hock organisierte haltung bedrufte, die mit Auflösung der Negdel nicht mehr gewährleistet war.
Die Anzahl der Schafe hat sich seit der Wende 1990 in etwa verdoppelt. Allerdings werden Schafe heute zunehmend auch als Jungtiere geschlachtet, während in der traditionellen nomadischen Gesellschaft vorwiegend ältere Tiere verzehrt wurden.
Der Export von Hammelfleisch war lange Zeit unbedeutend, bis durch den Aufbau eines islamischen Sclachthofs der Export in arabische Länder etwas vergrößert werden konnte. Auch die VR China und Vietnam sind Abnehmer mongolischen Hammelfleischs.