Glaube/Religion
Die Mongolei ist ein säkulares Land. Staat und Religion sind streng getrennt. So bekommt z.B. keine Erziehungesinstitution staatliche Förderung, wenn sie von einem religiösen Bekenntnis dominiert wird. Dies hat der Religion sogar die Einstufung der Religionsfeinlichkeit seitens des US-amerikanischen Außenministeriums eingebracht.
Zu Zeiten Dschingis Khans war die Mongolei ein in reiligiösen Fragen völlig tolerantes Land. Enige der Khane waren sogar mit (nestorianischen) Chrstinnen verheiratet. Im alten Karakorum – so berichtet es Wilhelm von Rubruk – waren Kirchen vieler Religionen erlaubt. Der Tengrismus war eine „Über“-Religion. Der Himmel „Tenger“ stand über alle, unter ihm konnten sich beliebig viele Götter ansiedeln.
Die Goldene Horde und die Il-Khane gingen bald zum Islam über. In der Zentralmongolei (Wesmongolen und Khalkha) wurden Buddhisten der tibetischen tichtung (Lamaismus). 1578 intrhronisierte der Wetsmongolisch Altan Khan den ersten Dalai Lama in Lhasa uns begründete damit die Vorherrshcaft der Gelug (Gelbmützen). Auf dem Gebit der heutigen Mongolei wurden die Kriege bis ins 17, Jahrhundert hinein auch um religiöse Frage geführt, bis der erste Jebtsundamba Khutukhtu Zanabazar zum Oberhaupt erklärt wurde. Neben den siegreichen Gelbmützen gab es die ganze Zeit über auch Vertreter der Rotmützen (u.a. Tsogd Taijdsh).
Der Sieg der „Gelbmützen“-Sekte über die nie ganz verschwundenen, volksnäheren „Rotmützen“ wie auch die Politik gegenüber den Fürsten waren beide Ergebnis der chinesischen Politik der Qing-Dynastie seit der mitte des 17. Jahrhunderts. Diese sah im Lamaismus wirklich das „Opium fürs Volk“ und in den immer größer werdenden Zahl von Fürsten (es waren am Ende etwa 170 Adlige unterschiedlichster Stufe) willfährige Vasallen, mit denem der Unmut der Mongolen im Zaum gehalten werden sollte. Der antifeudale und und antiklerikale Kampf der MRVP erinnert in gewisser Weise auch an die Bauernaufstände des 16. Jahrhunderts in Mitteleuropa, als die Bauern um Florian Geyer dieses Lied sangen:
Wir sind des Geiers scharze Haufen
und wollen mit Tyrannen raufen,
Spieß voran, drauf und dran,
setzt aufs Klosterdach den roten Hahn.
Wir wolln*s dem herrn im himmel klagen,
daß wir die Pfaffen nicht dürfen totschlagen-
Spieß voran, drauf und dran,
setzt aufs Klosterdach den roten Hahn.
Als Adam grub und Eva spann,
wo war denn da der Edelmann,
Spieß voran, drauf und dran,
setzt aufs Klosterdach den roten Hahn.
Die Religionspolitik in der Volksrepublik
Heute scheint es jeder ganz genau zu wissen: Die Kommunisten haben die Lamas vernichtet. Tatsächlich sind mehrere tausend Lamas im Bügerkrieg Anfang der 1930er Jahre und dann Ende der 1930er Jahre durch Tschoibalsan umgebracht worden. doch was damals genau geschehen ist, was der Hintergrund dieser Vernichtung des Klerus gewesen ist, ist weitgehend unbekannt.
Ende der 1920er Jahre wurde der Adel enteignet und die Hirten hatten zum ersten Mal eigenes Vieh. Die nächste Kampagne betraf die Klöster, denen ein Großteil der Bevölkerung als faktische Leibeigene (Shavis) zu dienen hatten.
Etwas Licht in die 1920er jahre bringt die Doktoararbeit von Rudolf Trapp (2015), die wir hier zur Verfügung stellen.
Das besondere Verdienst dieser Arbeit ist, dass in über 100 Seiten auch die Dokumente der mongolischen Politik, Protokolle, Theaterstücke, Beschlüsse etc. dokumentiert werden, so daß sich jeder, der diesen Kampf gegen die „Institution Buddhismus“ nachvollziehen will, ein besseres Bild von dieser Phase der mongolischen Republik machen kann.
In seiner Schlussbemerkung führt Trapp aus:
„Folge des in der vorliegenden Darstellung analysierten Geschehens war ein grundlegender Wandel der gesellschaftlichen Strukturen in der Äußeren Mongolei. Zuerst waren Lamas und Klöster aus ihrer einflussreichen Position hinausgedrängt worden, am Ende wurden die Klöster geschlossen und größtenteils zerstört, viele Lamas wurden verhaftet und hingerichtet, die anderen Lamas gezwungen, die Klöster zu verlassen und in den Laienstand überzutreten. Der Buddhismus wurde als Institution vollständig beseitigt. Es blieben „Überreste im Bewusstsein der werktätigen Bevölkerung“ – gegen diese Überreste wurden seit Ende der 1950er dann Programme zur atheistischen Erziehung und Bildung konzipiert und umgesetzt. In den nächsten 50 Jahren wurden die religiöse Praxis in der MVR unter der strikten Kontrolle der Partei geduldet. So wurde das Gandankloster in der Hauptstadt 1944 in erster Linie eröffnet, um so die Toleranz des sozialistischen Staates in Bezug auf religiöse Aktivitäten zu demonstrieren. Nach der politischen Wende im Jahr 1990 gab es die Hoffnung, dass es spontan zu einer Renaissance des Buddhismus in der Mongolei kommen würde. Diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Es zeigte sich, dass die in den 1930er Jahren erfolgte Vernichtung des Buddhismus langfristig wirksam war. Es kam nicht zu einem Wiedererstehen der buddhistischen klösterlichen Kultur in der vorherigen Form. Aber das ist eine andere Geschichte.„