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Die Geheime Geschichte der Mongolen

Dieses Werk über die Abstammungsgeschichte Dschingis Khans wurde vermutlich 1227 nach dem Tod Dschingis Khans in Auftrag gegeben und 1240 auf einem Kurultai, einer Versammlung der wichtigsten Fürsten der Mongolen – vergleichbar einem katholischen Konzil oder der Zusammenkunft der deutschen Fürsten zur Wahl eines Kaisers – vorgestellt.

750 Jahre nach der Vorstellung dieser Urfassung wurde im Khentii Aimag der Mongolei im Jahr 1990 ein Denkmal für die „Geheime Geschichte“ errichtet. Auf der Vorderseite einer mehrere Meter hohen Stele ist Dschingis Khan abgebildet, auf der Rückseite steht in uigurischer Schrift der letzte Satz der Geheimen Geschichte: „Die Niederschrift dieses Werkes hat man beendet, als wir mit dem Palast lagerten zwischen den beiden Orten Dolo’an Boldah ’sieben Kuppen‘ und Silgincek bei Kode*e aral im Kerulen, im siebenten Monat des Rattenjahres (1240) , bei der Zusammenkunft zum großen Reichstag“ (nach Abatz Nr. 282 der Originalausgabe von Haenisch aus dem Jahr 1941).

Der so beschriebene Ort wird heute als die sogenannte Feldinsel des Kherulen angenommen, einer etwa 600 km² großen Steppe, die heute noch Kherlengin Khudu Aral heißt. Der Ort Dolo’an Boldoq soll identisch sein mit den sieben Hügeln, die vom Berg Kherlenbayar zum Kherlenfluß hinunterführen, und die heute „Dolood“ (die Sieben) genannt werden. An diesem Ort sollen Ögödei, Mönkhe und Yösöntömor inthronisiert worden sein.

Diese Geheime Geschichte war das erste mongolische Buch überhaupt. Als die Ming-Dynastie die mongolische Yüan-Dynastie ersetzte, wurden wahrscheinlich nahezu alle Original-Exemplare dieser „geheimen“, d.h. nur dem Herrscherhaus selbst zugänglichen, Schrift vernichtet. Lediglich ein Exemplar in mongolischer Schrift scheint noch bis ins 17. Jahrhundert in einem Kloster existiert zu haben. Ein um 1655 verfasster und 1929 aufgefundener Text enthält einen Großteil des wahrscheinlichen Originaltextes. Transskriptionen in chinesisch, die der dritte Ming-Kaiser hatte drucken lassen, wurden im 19. Jahrhundert gefunden. Die wesentlichen „Rekonstrukteure“ des Originaltextes waren der Russe Palladius, der die chinesische Fassung rekonstruierte (und dessen Werk fast verloren ging und erst einige Jahrzehnte nach seinem Tod wiederentdeckt wurde), der Japaner Naka und dann auf der Grundlage einer neuen chinesischen Ausgabe der Franzose Pelliot. Aber erst die Auffindung des mongolischen Textes im Jahr 1929 ermöglichte eine einigermaßen gesicherte Rekonstruktion des Urtextes durch den Mongolisten Erich Haenisch, der unter Nutzung der Vorarbeiten von Pelliot und Palladius die Grundlage für die heute publizierten Ausgaben legte.

Das Denkmal für die "Geheime Geschichte" im Khentti-Aimak

Die Geheime Geschichte als Graphic Novel

Der in Berlin lebende und arbeitende mongolische Künstler Otgo hat die „Geheime Geschichte“ in Form einer graphic novel auf insgesamt 620 Seiten gezeichnet. Leider ist die dafür notwendige Neu-Übersetzung ins Deutsche noch nicht abgeschlossen. Außerdem will der Künstler, dass eine Ausgabe als Comic zuerst in der Mongolei erscheinen soll. Dafür fehlt aber bis jetzt ein Verlag. Einzelne dieser Zeichnungen können hier angesehen werden.

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