Tourismus in der Mongolei
Seit einigen Jahren wird der Tourismus seitens der Regierungen der Mongolei als die dritte Säule der mongolischen Ökonomie angesehen. Von derzeit knapp einer halben Milion Besuchern aus dem Ausland soll sich deren Zahl in kurzer Zeit auf einige Millionen erweitern. Als wesentliche Infrastrukturmaßnahme wurde der neue Flughafen bei Ulaanbaatar gebaut, der im Herbst 2018 eröffnet werden sollte und über eine Autobahn an die Hauptstadt angeschlossen wird.
An den Hotspots des Tourismus in der Mongolei konzentrieren sich heute schon die touristischen Einrichtungen in Form von Touristencamps in einem bedenklichen Ausmaß. So gab es am Chöwsgöl-See im Norden im jahr 2001 gerade mal 1 Jurtencamp. Mittlerweile drängeln sich dort um die 30, die ihre Besucher nicht nur aus dem Ausland beziehen, sondern in großem Umfang auch aus der Hauptstadt Ulaanbaatar, deren Bewohner ihr Land genauso als Touristen betrachten wie der ausländische Tourist. Ähnliche Verhältnisse sind heute in Terelj zu sehen, einem noch vor einigen Jahren idyllischem Tal, das für einen Tagesausflug aus Ulaanbaatar geeignet ist. Auch am Ongin-Kloster, am Orkhon-Wasserfall, an der großen Düne, am See Tekhin Zagaan Nuur oder an den „flammenden Klippen“ von Bayanzag drängeln sich die Touristen. Ganz zu Schweigen von Karakorum, wo aus dem Altai herangebrachte Adler stundenlang für ein Foto mit dem Touristen posieren müssen.
Dabei bietet weder die Infrastruktur noch die Natur die Möglichkeiten, die angestrebten Mengen an Touristen zu bewältigen. Neben den Schwerlastwagen der Minen sind es heute die Geändewagen der Toruisten, die für die Vegetation der Steppe die größte Bedrohung darstellen. Der hohe Wasserverbauch der Touristen (tägliche Dusche in den Jurtencamps, Waschwasserverbrauch) führt in diesen Zentren des Tourismus zu Wasserknappheit, die die Brunnen sich gar nicht so schnell wieder durch nachfließendes Wasser füllen, wie die Gäste das Wasser verbrauchen.
So ist mit den Händen zu greifen, wie in einem so emfindlichen Raum wie der ländlichen Mongolei der Toruismus in kurzer Zeit seine eigenen Grundlagen zerstört.
Hinzu kommt, dass in der Mongolei der Toruismus in nur sehr geringem Masse der lokalen Ökonomie dient: Die Camps werden im wesentlichen von investoren aus der Hauptstadt betrieben und geben eher wenig Arbeitsplätze für die Bevölkerung vor Ort. Nur in wenigen Fällen gibt es lokale Ansprechpartner, über die Besuche bei Nomadenfamilien, bei Handwerksbetrieben organisiert werden. Dabei hätte das Land einiges zu bieten: So haben wir Filzwerkstätten, Jurtenbauer, Fassmacher oder eine handwerkliche Frauenkooperative besucht. Wir haben als erste Touristengrppe die Kamelmilchmolkerei besucht und können uns zugute halten, dass allein die von uns ausgelegten Infoblätter in Mogolisch, Englisch und Deutsch dazu geführt haben, dass in der nchsten Saison etwa 30 Toruistenautos dort gehalten haben und ihre notwendige Pause mit dem Konsum der dort herbgestellten Produkte verbunden haben. Das war etwa jeden zweiten Tag ein Besuch, der hoffentlich zusätzliches Einkommen generiert hat.
Wir danken Herrn Dr. Franz Greif, dass er uns einen Artikel zum Tourismus in der Mongolei zur Veröffentlichung überlassen hat, der beim ÖKL (Osterreichisches Kuratorium für Landtechnik und Landwentwicklung) erstveröffentlicht wurde (http://oekl.at/publikationen/landraum/lr2017-2/).
Wir stellen diesen Artikel zum download bereit.