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Einige Tips für den Aufenthalt auf dem Land

Die Mongolen sind ein neugieriges, humorvolles und offenes Volk. Allerdings empfiehlt es sich, einige Dinge zu berücksichtigen, um nicht in alle Fettnäpfchen zu treten, die so herumstehen.

Mongolen sind sehr zurückhaltend, was  körperlichen Kontakt anbelangt. So schnell mal umarmen, Küsschen hier und da, all das ist unbekannt und erst einmal eine Grenzverletzung. Also Zurückhaltung!

Zu dieser Zurückhaltung gehört auch, dass man nie mit der Tür ins Haus platzt. Zu Beginn eines Besuches geht es grundsätzlich erst einmal um allgemeine Dinge: Die Gesundheit der Kinder, Eltern und Enkel; die Situation des Viehs usw. „In the long run“ sind diese Fragen auch viel wichtiger als die ach so dringenden Erfordernisse des Alltags. Der Europäer wird hier leicht unruhig, rutscht auf dem Stuhl hin und her und will endlich wissen, wann es los geht. Keine Sorge: Es wird schon losgehen und in aller Regel wird das Ziel auch erreicht.

Vielleicht auf einem Umweg: Bei Fahrten über Land und Pisten gibt es den einen oder anderen Abstecher: Hier muss noch etwas auf-, dort etwas abgeladen werden. Hier sollte man als Ausländer vorsichtig sein mit einer vorschnellen Kritik. Vielfach sind diese Abstecher eben notwendig, da kein anderes Auto zur Verfügung steht.

Da Sie auch in offizielle Situation kommen (Empfang beim Bürgermeister, Einweihung der Zahnmedizinstation), ist es angebracht, ein Jackett und ein dazu passendes Hemd mitzunehmen. Normalerweise ist die Kleidung der Mongolen praktisch, nicht immer ganz sauber, oft geflickt; nicht aber bei offiziellen Anlässen oder bei offiziellen Fotos: Hier wird das „kleine schwarze“ angezogen, hier wird sich geschminkt etc.

Mongolen sind ein sehr famlienbewusstes Volk. Sie kennen ihre Verwandtschaft Generationen zurück und haben Begriffe für Cousinen und Neffen ersten, zweiten, dritten und vierten Grades. So sind sie sehr interessiert, auch über die Familie des Gastes etwas zu erfahren. Zu dieser Familienbewusstheit gehört auch ein großer Respekt vor älteren Menschen. Das mongolische kennt ein Wort für den älteren Bruder und die ältere Schwester. Alle jüngeren Geschwister sind halt „die jüngeren“ (ohne explizites Geschlecht).

Ältere Menschen haben Vorrang. Das äußert sich vor allem in der Sitzordnung in der Jurte, wo die ältesten Gäste den Platz nahe dem „Hausalter“, dem Ehrenplatz bekommen.

Zur Sitzordnung in der Jurte:

Erst einmal: Nicht auf die Schwelle treten, sondern darüber steigen (und den Kopf einziehen, sonst stößt man sich).

Nie durch die beiden Mittelpfosten hindurch gehen.

Gäste gehen am Eingang nach „Westen“ (Männerseite), der wichtigste Gast fast bis zur hinteren Mitte. Nach „Osten“ (Frauenseite) gehen nur weibliche Familienangehörige, nicht aber weibliche Gäste (zumindest nicht beim ersten Mal).

Warum „Westen“ und „Osten“?: Alle Jurten stehen mit dem Eingang nach Süden. Ein Mongole spricht von den Richtungen immer aus der Situation heraus, dass er mit Rücken nach Norden sitzt und zur Tür herausschaut. Die „Rechte“ Seite der Jurte ist für ihn „Westen“, die „linke“ Seite ist für ihn „Osten“.

Malen Sie sich diese Situation auf. Dann verstehen Sie, dass die „Rechte“ Jurtenseite für uns beim Eintreten in die Jurte zur linken Hand liegt und umgekehrt.

Essen

Mongolisches Essen ist mit wenigen Ausnahmen keine kulinarische Entdeckung. Insbesondere auf dem Land, wenn geschlachtet wird, kommen Dinge auf den Tisch, die wir in dieser Form nicht essen, vor denen wir uns ekeln, die wir aber auch in Europa bedenkenlos in der Leberwurst essen. Dies muss niemand essen, man kann es verweigern. Neugier aber schadet auch nicht.

Es gibt zu Ehren des Gastes entweder ein offizielles Mahl oder ein Picknick, bei dem ein Schaf oder Ziege geschlachtet werden und im eigenen Saft gekocht. Das Schlachten ist für uns oft sehr schwer zu ertragen. Auch die Mongolen haben Ehrfurcht vor dem Tier, das sie schlachten!

Das Picknick (Bodog) ist ein Erlebnis. Das Fleisch ist ausgezeichnet (wenn es lang genug gegart wurde; Mongolen wollen nach 45 Minuten das nach unseren Begriffen halbrohe Fleisch essen. Versuchen Sie, die Garzeit auf 90 Minuten zu verlängern!)

Das Essen selbst ist rustikal. Gegessen wird aus der Hand mit einem Messer in der anderen, der Fleischsaft trieft und alle sind begeistert. Sie bekommen immer das beste Stück und müssen essen und essen… (bis Sie nicht mehr können).

Ansonsten ist das Essen in der Mongolei eher zweitrangig. Es wird halt gegessen, oft in Etappen. Förmliche Mahlzeiten mit Tischgebet, Warten, dass alle am Tisch sind – all das ist im Alltag unbekannt und keine Unhöflichkeit. Vegetarier haben es schwer, aber es ist möglich: Es gibt verschiedene in Schmalz hergestellt Mehlspeisen. Gemüse und Marmelade sind vorhanden. Käse europäischer Geschmacksrichtung gibt es in den Somonzentren mittlerweile wohl auch.

In Gegenden mit Pferden gibt es den Airag genannt Kumyss. Den muss jeder probieren. Meine Frau mag ihn eher nicht, ich dagegen sehr. Er hat einen Nachteil: An den ersten Tagen kann es zu Durchfall kommen, auch bei Mongolen. Also vorsichtig anfangen und bei Gefallen die Menge steigern.

Und wenn es keinen Airag gibt, gibt es auf jeden Fall Sute Tsä (Suutai Tsai), den Milchtee. Er wird aus halb Wasser, halb Milch gekocht, mit schwarzem oder grünem Tee, gesalzen und mit Rahm veredelt. Es ist kein englischer Tee in feinen Prozellantassen, mit ausgestrecktem kleinen Finger zu trinken, sondern eher eine Milchsuppe. Für das mongolische Klima ideal und viele Europäier haben sich schnell daran gewöhnt und trinken ihn gern. Dieser Tee ist das Standardgetränk. Wer damit nicht klar kommt, kann überall Wasser in Flaschen kaufen. Mongolisches Wasser (Marke: Khujirt) ist hervorragend und braucht keinen Vergleich mit unseren Mineralwassern zu scheuen.

Grundsätzlich kann man jederzeit mit dem Essen aufhören. Man muss auch nicht alles essen, was man vorgesetzt bekommt. Vorsichtig sollte man vor allem an den „Guansen“ (Imbissstuben) am Straßenrand sein. In den Somonzentren wissen die Gastgeber schon, wo man ohne Probleme essen kann.

Nun zur Frage der Geschenke

Die offiziellen Geschenke werden nicht gleich zu Beginn des Besuchs überreicht, sondern erst nach einiger Zeit, manchmal auch erst zum Abschied. Sie werden offiziell und unverpackt übergeben. Die Übergabe ist förmlich: Der Beschenkte legt seine Hände zusammen, in die das Geschenk gelegt wird. Umgekehrt wird das Geschenk eines Mongolen immer auf einem blauen geweihten Tuch, dem Haddak, überreicht. Der Haddak ist NICHT Teil des Geschenks.

Geschenke werden oft achtlos zur Seite gelegt. Dies ist KEINE Missachtung des Schenkenden oder des Geschenks. Es gilt eher als unhöflich, sich vom Gast abzuwenden und das Geschenk zu bewerten.

Das einfachste Geschenk ist eine Flasche Wodka. Allerdings wird diese dann meist geleert und die eine oder andere des Hausherrn kommt noch hinzu. Da die Regierung den Alkoholismus als eines der dringendsten Probleme bezeichnet, bitte Vorsicht! (Dennoch sollten KLEINE Wodkaflaschen (nicht der billigsten Sorte) dabei sein. Sind überall zu bekommen, die beste Auswahl natürlich in UB.

Bessere Geschenke sind Dinge, die einen Nutzen haben und die aus Sicht der Mongolen Luxus sind, die sie sich also nicht so ohne weitere leisten können.
Grundsätzlich muss man sich aber über folgendes klar sein:

Nicht überall gibt es 220 Volt; „draußen“ ist 12 Volt die Stromversorgung mit Solarpanel, Autobatterie und Licht. Batterien sind Wegwerfartikel und dort entweder grottenschlecht oder sehr teuer. Also sind batteriebetriebene Gerät keine gute Idee. Aufladbare Akkubetriebene Gerät dagegen sind ok.

Auch ist zu bedenken, dass alle Dinge sehr belastet werden. Dinge, die in Europa vielleicht noch akzeptabel sind, sind in der Mongolei häufig nach wenigen Tagen einfach Schrott. Damit sind sie für jemand, der „draußen“ wohnt, nichts wert. Damit sollten die Wegwerfgeschenke eigentlich schon in Europa weggeworfen werden.

Unproblematisch und gern genommen sind:

Für die Hausfrau:

  • Cremes, Schminksets für Frauen, Haarwäsche. Am besten „Made in Germany“
  • Gute Nagel-, Stoff- oder Haushaltsscheren für Frauen
  • Für Nomadinnen als Zweitgeschenk Knieschützer von Fußbodenlegern, damit sie nicht solche Schmerzen vom Melken bekommen (Vielfach Arthrose im Knie). Wenn man zeigt, wie man sie anlegt, wissen sie sofort, wozu sie die Dinger brauchen.
  • Parazetamol als Schmerzmittel
  • Erste Hilfe Sets (Pflaster,  Binden)
  • Sonnenschutz für die Lippen
  • Nadel und Faden, am besten aber sehr stabile Nadeln (Ledernadeln) und entsprechendes Garn. Wir schenken Schustergarn (über einen Sattler oder Schuhmacher zu bekommen) und richtige Lederahlen.
  • Jede Art von stabilem Beutel, durchaus mit Reklame. Am besten Leinen- oder Baumwollbeutel mit langem Henkel.

Für die männlichen Mitglieder der Familie:

  • Taschenmesser (wir verschenken oft Bundeswehrtaschenmesser, die es für ca. 7 EUR im Internet gibt). Für Nomaden auch z.B. ein Lochzange (hier ca. 10 EUR). Ein gutes Geschenk ist auch ein Fernglas oder Fernrohr.
  • Sporttaugliche Sonnenbrillen (fürs Motorrad oder das Reiten)
  • Metallthermoskannen (IKEA!), damit der Mann mal was warmes mit für die Arbeit draußen mitnehmen kann). Das Geschenk wird an die Frau für den Mann überreicht, denn sie kocht den Tee. Alle Nomaden haben große chinesische gläserne Thermoskannen, aber nichts für die Hirten.

Für die Kinder (oft über die Eltern zu schenken)

  • Schreibzeug (Kugelschreiber en masse – am besten von Deutschland mitbringen). Kugekschreiber sind ein Müllproblem, aber für die Bildung verzeihlich.
  • Schreibhefte (in UB kaufen)
  • Buntstifte (in UB kaufen)
  • Federtaschen, Brotdose
  • Mikadospiel (das muss dann aber mit ihnen einmal gespielt werden), Reiseschach
  • Bonbons (sollte man dabei haben für die Unmenge an Kindern, die neugierig um einen herumstehen)

Wertvolle Geschenke

  • Vor einigen jahren noch ein Supergeschenk, mittlerweile aber weniger gefragt. Es gibt in UB moderne Smartphones zu sehr viel billigeren Preisen als in Europa. Als zweit- und Dritt-Smartphone für die Kinder aber immer noch sinnvoll.
  • Solartaschenlampen (nicht die ganz billigen aus dem Baumarkt). Empfelenswert ist die „Waka-Waka“ (https://waka-waka.com/de/) oder auch die Barracuda von SolarVosa (https://www.solarcosa.de/Powerplus-Solar-Taschenlampe-Barracuda).
  • Ferngläser (mittlerweile gibt es recht gute für knapp über 10 EUR).
  • Es empfiehlt sich, evtl. überflüssige USB-Sticks mitzunehmen. Die Zahl der Computerbesitzer nimmt auch dort zu.

Was bei offiziellen Geschenken zu beachten ist:

Das Geschenk soll den Beschenkten ehren, nicht beleidigen oder herabwürdigen. Dementsprechend ist gebrauchte Kleidung als offizielles Geschenk schlicht tabu. Auch sind Lebensmittel tabu, weil sie ausdrücken könnten, dass der Beschenkte zu arm ist, den Gast zu bewirten.

Sie werden bei Ihrem ersten Einsatz in der Mongolei kaum in die Situation kommen, genau auf die Situation der Familien abgestimmte Geschenke machen zu können. Aber das macht nichts: Beim nächsten Einsatz dort wissen Sie, was „ihre“ Familien so brauchen können. Dann ist man auch nicht mehr so förmlich und beim dritten Einsatz gehört man zur Familie.

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