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Geschichte

In prähistorischer Zeit waren verschiedene Lokalformen des Przewalskipferdes in den europäischen und zentralasiatischen Steppen verbreitet. Alte Schriften berichten, dass die Mongolen diese Wildpferde als Reittiere Gottes betrachteten und ihnen deshalb den Namen Takhi (=heilig) gaben. Zwischen dem 17. und 19. Jh. wurden die Takhis oft von mongolischen Herrschern an fremdländische Besucher verschenkt.

Die letzten Jahrzehnte in Freiheit

1878 entdeckten europäische Naturforscher auf ihren Expeditionen wilde Pferdeherden; der polnische Forschungsreisende General Nikolai Przewalski brachte 1879 einen Balg zurück nach Russland, welcher dem russischen Zoologen J.S. Poljakow als Grundlage zur wissenschaftlichen Beschreibung diente. Er nannte das Urwildpferd „Equus przewalski“.

Die Entdeckung des Vorfahren des Hauspferdes weckte das Interesse von europäischen und russischen Züchtern und Zoodirektoren. Ende des 19. Jahrhunderts fanden verschiedene Fangexpeditionen statt. Bei diesen ganz und gar unzimperlichen Aktionen kamen sehr viele Takhis ums Leben. Überlieferungen erzählen von sonderbaren Methoden, um Takhifohlen einzufangen und aufzuziehen….wenn dann diese Herde in der Mittagshitze im Hügelgebiet im Schatten von Felsen unaufmerksam herumstand, wurde sie schlagartig überrascht, von Reitersoldaten umzingelt, wobei sehr viel Staub aufgewirbelt wurde. In diesem Staub und dem entstandenen Durcheinander trennten sich viele Takhifohlen von den eigenen Müttern und folgten fälschlicherweise den Hausstuten…..die Hausstuten wurden von ihren eigenen Fohlen getrennt und so gehalten, dass sie immer die Takhifohlen vor Augen hatten. Diese wurden an einen Haushund angebunden….ein Soldat musste den Hund 30 Minuten lang auspeitschen. Die Hunde winselten und schrien. Dadurch glaubte man, bei der Hausstute ein Mitgefühl für das Takhifohlen zu erwecken…..es soll gezeigt haben, dass nach dieser Prozedur die Hausstuten die Takhifohlen besser annahmen…

Die Reise mit der sibirischen Eisenbahn nach Europa überlebten nur 54 Takhis. 28 davon wurden vom deutschen Zoodirektor und Tierhändler Carl Hagenbeck aufgekauft und gelangten durch ihn an verschiedene Zoos und Tierparks im westlichen Europa. Nur 13 davon pflanzten sich jedoch fort und Ende des zweiten Weltkrieges gab es gar nur noch drei Hengste und sechs Stuten, die zur Erhaltung der Art beitragen konnten. Eine letzte Fangaktion fand 1938 – 1947 statt; die damals gefangene Stute Orlitza III war für die weitere Zucht von grosser Bedeutung.

So nahm die Takhi-Population in freier Wildbahn kontinuierlich ab. Der Konkurrenzdruck durch Nutztierherden um Grasland drängte die Takhis in die südwestlichen Wüstenregionen, wo sie in den politisch bewegten 30er und 40er Jahren des 20. Jahrhunderts von eingeschlossenen, kasachischen Volksstämmen als Frischfleischlieferanten genutzt wurden. Die Bestände brachen zusammen und Beobachtungen wurden seltener. Die letzte verlässliche Sichtung eines wilden Takhi an der Quelle Takhin Us stammt aus dem Jahr 1968. Seit 1970 gilt das Przewalskipferd in freier Wildbahn als ausgestorben.

Kehrtwende

Eine gesunde und längerfristig überlebensfähige Takhi-Population in Menschenobhut heranzuzüchten, zeitigte unerwartete Schwierigkeiten, so dass verzweifelte Züchter bereits Kreuzungen mit Hauspferden versuchten. Persönliche Einschätzungen und Vorlieben der Zoos von Prag und München verhinderten zudem vorerst eine Vermischung der der letzten neun zuchtfähigen Tiere und somit auch eine genetische Vielfalt. Die Vernetzung der Institutionen und die Koordination der Zucht über ein Zuchtbuch führten jedoch letzten Endes zum Erfolg.

In Europa waren die Einkreuzung des letzten lebenden Wildfanges (Orlitza III) und 1984 schliesslich die Kreuzung der Prager und Münchner Linien erste Schritte zur Gründung des „European Breeding Program“ (heute EEP). In Zusammenarbeit mit dem „special survival plan“ (SSPs) in den USA können nun wieder genügend genetisch verschiedene Takhis für das Wiederansiedlungsprogramm zur Verfügung gestellt werden. Die gesamte heutige Population stammt jedoch lediglich von den erwähnten 13 Individuen ab, wovon mindestens eines mit einem Hauspferd gekreuzt worden war – Takhis mit klaren Anzeichen von eingekreuzten Hauspferdemerkmalen werden heute jedoch in beiden Programmen von der Zucht ausgeschlossen.

Trotzdem sind 90 Jahre Gefangenschaft nicht spurlos vorbei gegangen. Der Einfluss der reduzierten genetischen Variabilität und der Haltung in Gefangenschaft auf das Verhalten der Takhis in freier Wildbahn ist schwer abzuschätzen.

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