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Frans August Larson der „Herzog der Mongolei“

Kaum ein europäischer Reisender, der Anfang des 20. Jahrhunderts die Mongolei bereisen wollte, kam an diesem Schweden vorbei. Als Missionar, Kaufmann, Dolmetscher, Berater der chinesischen Regierung verbrachte er insgesamt 46 Jahre seines Lebens in der Mongolei, in Kalgan und in Urga. Dieses Leben hat er in seinem Buch: Die Mongolei und mein Leben mit den Mongolen geschildert, das heute noch antiquarisch zu beschaffen ist, und das eines der spannendsten Schilderungen des Lebens in der Mongolei Anfang des 20. Jahrhunderts darstellt.

Der englische Titel ist „The Duke of Mongolia“. Tatsächlich hat Larson als Berater des ersten chinesischen Präsidenten nach dem Sturz der Qing-Dynastie, Yuan Shikai einen Adelstitel erhalten.

Larson auf dem Rücken des riesenhaften Öndör Gogon; Larson mit seiner Frau

Sein Leben

Frans August Larson (2. April 1870 – 19. Dezember 1957) war ein schwedischer Missionar und Kaufmann in der Mongolei. Er ist der Autor des Buches: Larson, Duke of Mongolia, in dem er seine Zeit in Mittelasien beschreibt. Auf Deutsch ist das Buch noch antiquarisch zu beziehen mit dem Titel: Die Mongolei und mein Leben mit den Mongolen.

Larson war das elfte Kind eines armen Landpächters in Schweden. Nach dem Tod seiner Eltern wurde er Dienstjunge bei einem anderen Bauern und arbeitete im Garten und im Stall. Auswanderungspläne nach Brasilien scheiterten wegen seiner Jugend. Er lernte erst Hufschmied, dann Zimmermann, um sich für ein Architekturstudium zu qualifizieren. Doch daraus wurde nichts: er bewarb sich bei einer amerikanischen Missionsgesellschaft Christian and Missionary Alliance, die in China und der Mongolei arbeitete – wohle mehr aus Abenteuerlist denn aus religiöser Begeisterung. 1893 kam er als 23-Jähriger als der erste Missionar dieser Gesellschaft in die Mongolei. Er resite von Tientsin über Beijing nach Paotao – einen großen Teil der über 1000 Kilometer zu Fuß.

Im Ordosgebiet lernte er einen Prinzen kennen, der ihm einen Lehrer für die mongolische Sprache vermittelte. Einigermaßen des Mongolischen mächtig zog er dann nach Urga (Heute: Ulanbaatar). Ein Jahr später ließ er sich in Kalgan (Zhangjiakou) an der chinesisch-mongolischen Grenze nieder, wo er die amerikanische Missionarin Mary Rogers 1897 heiratete. Die beiden hatten 6 Kinder. Kalgan, etwa 140 km nordwestlich von Peking liegt am Anfang der mongolischen Hochebene und war ein wichtiger Handelsknoten für den Karawanenverkehr westlich nach Sinkiang und nördlich nach Urga und Russland.

Larson (hintere Reihe, zweiter von links) mit seinen Missionarskollegen

Geschäftsmann und wichtige Kontaktperson

Viele Europäer, die in der Mongolei zu tun hatten, lernten dort Larson kennen. Für mehrere Jahrzehnte war er einer der wichtigsten Kontaktpersonen, Gewährsmänner und Unterstützer von Personen wie Sven Hedin oder dem späteren US-amerikanischen Präsidenten Herbert Hoover, der damals als Ingenieur eine Eisenbahnlinie zwischen Beijing und der mongolischen Grenze projektierte.

Während des Boxeraufstands floh Larson mit seiner Familie nach Sibirien und verdiente sein Geld als Vorarbeiter und Dolmetscher in einer gerade neueröffneten Goldmine bei Kjachta an der mongolisch-russischen Grenze, um die Rückreise seiner Famlie nach Albany, der Heimat seiner Frau, zu bezahlen. Ein Jahr später war er zurück in Kjachta und versuchte sein Glück als Führer und Dolmetscher für schwedische Eisenbahningenieure, die die Bahnstrecke von Sibirien über Urga nach Beijing projektieren wollten (der heutige Abzweig der Transsib durch die Mongolei). Das Projekt scheiterte und Larson wurde im Jahr 1902 wieder Missionar. Seine Frau gab das Missionarsleben auf und wohnte mit den Kindern wieder in Kalgan, während Larson im Auftrag einer britischen Missionsgesellschaft bis 1914 Bibeln in mongolischer Schrift und Sprache an buddhistische Nomaden verteilte.

Dabei lernte er viele mongolische Feudalherren kennen, den Bogdo Gegen, den lebenden Buddha von Urga und Kaiser der Mongolei, eingeschlossen, dem er bei der Beschaffung eines Fod Modell T behilflich war.

In dem Konflikt zwischen China nach dem Sturz der Mandschu-Dynastie 1911 und der sich für unabängig erklärenden Mongolei wurde Larson als guter Kenner der mongolischen Verhältnisse für zwei Jahr ein fürstlich bezahlter Berater des chinesischen Präsidenten Yuan Shikai, der ihm zudem den Titel eines Adligen verlieh (Weshalb Larson heute als der „Herzog der Mongolei“ gilt).

Außerhalb von Kalgan, in seinem Anwesen „Tabo-ol“ eröffnete Larson eine profitable Pferdezucht für Rennpferde für die Rennstrecken in Beijing, Shanghai und Tientsin. Er zog sich aus der Mission und der Politik zurück und wurde Kaufmann. 1917 wurde er Teilhaber des Dänisch-Amerikanischen Handelshauses Andersson und Mayer. 1922 gründete er seine eigene  Firma „F. A. Larson und Co.“ Mit Büros in Kalgan und Urga. Mit Lastwagen der Firma Dodge konnte er Transporte zwischen diesen beiden Städten in vier Tagen durchführen, während die bis dahin üblichen Kamelkarawanen etwa einen Monat benötigten.

Diese Expeditionen wären ohne Larson so nicht möglich gewesen

Larson mit einem baktrischen Kamel.

Larson war für viele Abenteurer, Reisende und Forscher in der Mongolei eine wichtige Adresse und organisierte eine Reihe von Expeditionen:

  • 1902 wurde die 1900 wegen des Boxeraufstands verschobene Expedition mit dem britischen Konsul C. W. Campbell durchgeführt.
  • Anfang der 20er Jahre lernte Larson auch den Dänen Henning Haslund-Christensen kennen, der an einem dänischen Siedlungs- und Landwirtschaftsprojekt im Norden der Mongolei teilnahm. Diese Siedler, die nach dem Tod des Bogdo Gegen 1924 ihr Projekt aufgeben wussten, konnten ihre Felle über Larsons Firma vermarkten. Im  Gegensatz zu seinen drei Mit-Siedlern wurde Haslund-Christensen nach dem gescheiterten Projekt Karawanenführer bei Larson.
  • 1923 wurde Larson von dem Forscher Roy Chapman Andrews, den berühmten Paläontologen, engagiert, der auf seiner Suche nach dem Urmenschen in der Wüste Gobi Dinosaurier-Eier gefunden hat.
  • 1927 wurde Larson logistischer Leiter für die später als schwedisch-chinesische Expedition bekannt gewordenen Reisen von Sven Hedin. Da Chapman wegen des Bürgerkriegs in China seine Reisen abbrach, konnte Larson die Kamele Chapmans in dieser Expedition einsetzen. Der erste Teil dieser Expedition wurde vorwiegend vom deutschen Reichswehrministerium finanziert, das unter dem Deckmantel der Lufthansa eine Fluglinie Berlin-Beijing plante, für die Hedin Landeplätze und Treibstoffdepots planen sollte. Ein Ergebnis damals aren die ersten Wetterstationen in der Gobi, insbeosndere am Edsin-Gol. Wegen des Bürgerkriegs in China setzte das Reichswehrministerium die Unterstützung nicht weiter fort.
  • Ein 1929 ins Auge gefasstes Projekt, gemeinsam mit dem schwedischen Streichholzkönig Ivar Kreuger, eine Eisenbahn von Nowosibirsk über Urumqi und Nanjing nach Peking zu bauen, scheiterte nach der chinesischen Genehmigung am Tode Kreugers.
Larson (rechts) mit Sven Hedin (mitte)
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