Woldemar Graf von Schwerin
Jagdreisen in die Mongolei waren noch vor wenigen Jahren ein „Renner“. DIe Wirtschaftskrise und der 11. September haben dieses Geschäft eingetrübt. Gegen stattliche Summen bekamen vor allem reiche US-Amerikaner die Garantie geboten, mindestens zwei Mal in Schußentfernung auf des begehrte Wild geführt zu werden. Und was für Wild: Argali und Schneeleoparden lockten die Jäger, die bis zu 50.000 US-Dollar für dieses „Abenteuer“ ausgaben, das streng reglementiert ist und hoffentlich bald gar nicht mehr angeboten wird.
Doch diese Jäger von heute haben Vorgänger, die sich in keiner Weise um irgendwelche Regularien kümmern:
„In den Jagdgründen der Mongolei“ heißt das 1942 im Verlag herausgekommen Buch. Wann diese Jagdexpedition stattgefunden hat, wird aus dem Buch nicht deutlich. Es muss aber Anfang der 30er Jahe gewesen sein, denn er berichtet von seinen Begegnungen mit
- Sven Hedin
- Frans August Larsen
- Dr. Hummel
- Professor Lessin
- Andrew Chapman
- u.a.
Sein Begleiter, Antoine von Seilern, ein Maler, hat Anfang der 30er Jahre eine lange Reise, vorwiegend in Afrika unternommen, und auch Woldemar von Schwerin schreibt von früheren und anschließenden Jagdreisen, wie es sich offenbar ein reicher Rentier wie er selbstverständlich leisten konnte. So darf man die frühen dreissiger Jahre als Datum der Reise annehmen. Nach Auskunft aus der Familienchronik war Woldemar von Schwerin Zwischen 1924 (Enteignung der Güter in Polen) und 1935 (Tod des Vaters) „…heimat- und berufslos hauptsächlich auf Reisen“.
Die Reise führt in den Scheitan-Ula (wahrscheinlich der Gebirszug Yin Shan) in der südlichen Gobi und ins Kloster Beiling-Miao, wo Schwerin das von den Mongolen als heilig verehrte Argali jagen wollen (und andere Tiere). Das Kloster hat in der mongolischen Geschichte eine wichtige Rolle gespielt.
Es ist schon unglaublich, wie hier eine Jagdgesellschaft von Europäern mitten im chinesischen Bürgerkrieg, gegen die religiösen Sitten des Landes, aufmacht, um auf die Jagd zu gehen. Dabei wird darüber räsoniert, wie man sich verhalten würde, wenn Truppen, Räuber oder empörte Einheimische sich näherten. Der Einsatz des Gewehres „zur Selbstverteidigung“ wird als selbstverständlich angesehen. „Man“ ist eben (Kolonial-)Herr der Welt.